Irland

Faszination irische Sportarten

Ein Beitrag von Marc Niedzolka.

Autor: Marc Niedzolka

Faszination irische Sportarten: Die Begeisterung beginnt bereits früh

An einem der ersten Wochenenden während des Auslandssemesters gab es direkt das sportliche Highlight auf der „grünen Insel“. Es fand das „All-Ireland Final“ im Gaelic Football statt. Das Nationalstadion, der Croke Park in Dublin, seit Wochen restlos ausverkauft. Immerhin konnten meine drei Mitbewohner und ich noch Karten für eine Stadionführung einen Tag vor dem großen Finale ergattern.

Die Bauweise des Stadions verblüfft ein wenig. Eine Seite des Croke Parks ist deutlich niedriger als die anderen. „Da müssen noch Züge drunter fahren, deshalb konnte das nicht so hoch gebaut werden“, erklärt uns der Stadionführer. Die Magie der Spielstätte ist schnell zu spüren – hier wurde irische Sportgeschichte geschrieben. Katakomben, Spielerkabinen oder Pressetribüne – wir dürfen überall gucken. Ich mache gerade eine Stadionführung, über eine Sportart, von der ich auch nach zehn Tagen in Irland noch immer keine Ahnung habe. Ich lasse mir den irischen Nationalsport erklären und verstehe ihn nach der gefühlt zwölften Nachfrage.

In Irland gibt es die sogenannten GAA Vereine. GAA steht für „Gaelic Athletic Association“ und wurde 1884 gegründet. Die GAA ist damit so etwas wie der Dachverband, vergleichbar mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) in Deutschland. Dieser heimische Sportverband besteht aus fünf verschiedenen Sportarten: Gaelic Football, Hurling, Gaelic Handball, Camogie und Rounders. Ich gehe weiter auf Hurling und Gaelic Football ein, denn diese beiden Sportarten dominieren das sportliche Geschehen in Irland.

Croke Park in Dublin. Foto: Marc Niedzolka

GAA Sportarten sind bis heute nur semi-professionell betrieben

Beim Hurling besteht die Ausrüstung aus einem Schläger, dem „Hurley“ und dem Ball „Sliotar“. Die Sportart ähnelt  Feldhockey, wie man es aus Deutschland kennt. Der Schläger beim Hurling ist aus Holz und etwas kleiner als ein Meter, der Ball wiegt gut 120 Gramm. Das Spielfeld ist 130-140 Meter lang und 70-80 Meter breit. Eine Mannschaft besteht aus 15 Spielern, die Spieldauer beträgt zweimal 35 Minuten. Ziel des Spiels ist es, mehr Punkte als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Das Tor ist 6,50 Meter breit und mit einer Querstange auf einer Höhe von 2,50 Metern versehen. Gelingt einem Spieler ein Treffer unterhalb der Stange gibt es drei Punkte, geht der „Sliotar“ darüber gibt es einen Zähler. Bei Jugend-oder internationalen Spielen können die Regeln ein wenig abweichen. Das Schiedsrichter-Gespann besteht aus sieben Unparteiischen, bei manchen Spielen kommt noch ein Offizieller an der Seitenlinie hinzu. Hurling hat eine lange Tradition in Irland – im Jahre 1367 verbot das Parlament von Kilkenny die Sportart mit der Begründung, es würde zur Vernachlässigung der militärischen Pflichten führen.

Gaelic Football kann als eine Mischung aus Fußball und Rugby angesehen werden. Die Feld und Mannschaftsgröße, Spieldauer und Torbreite ist identisch zum Hurling. Allerdings gibt es beim Gaelic Football keinen Schläger, sondern nur einen knapp 500 Gramm schweren Lederball, der sowohl geworfen als auch geschossen werden darf. Das Finale wird nach Bundesländern (Countys) im All-Ireland-Final ausgetragen. Rekordhalter ist Kerry mit 37 Titeln, gefolgt von Dublin mit 24 Trophäen. Das Regelwerk wurde mit der Gründung der GAA etwas reformiert. Die Sportart gewann Ende des 19 Jahrhunderts das Interesse der Masse in Irland. Das Finalspiel gibt es bereits seit 1887, zum Anfang kamen nur ein paar Tausend zu dem Endspiel. Die Rekordkulisse beim Finale datiert aus dem Jahr 1961, als sich Down gegen Offaly vor über 90.000 Zuschauern durchsetzen konnte.

Gaelic Football und Hurling sind bis heute semi-professionell betrieben und die Spieler können nicht allein von ihrer sportlichen Aktivität leben. Um den Anhängern auch ein internationales Freundschaftsspiel zu ermöglichen, findet jedes Jahr im November eine Partie zwischen Irland und Australien im Dubliner Croke Park statt. Die Regeln bei dem Spiel sind eine Art Kompromiss zwischen denen vom Australien Football und dem irschen Gaelic Football. Vor über 40.000 Zuschauern konnte sich Irland im letzten Jahr knapp gegen die Mannschaft aus „Down Under“ durchsetzen.

Ich möchte mehr wissen über den Nationalsport, in meiner neuen „Heimat“. Über die Website des Verbandes lasse ich mir alle GAA Vereine in Dublin anzeigen und merke schnell: An der Auswahl wird es nicht scheitern. Über 100 Clubs alleine in der irischen Hauptstadt – und dabei erfahre ich erst später, dass die gälischen Sportarten in den ländlichen Gebieten noch beliebter sind als in den Städten.

Gaelic Football im Croke Park. Foto: Marc Niedzolka

Talent bereits in frühen Jahren zu erkennen

Nach einer erfolgreichen Kontaktaufnahme mit einem GAA Verein, treffe ich mich nach einigen Tagen mit einem Gaelic-Football Jugendtrainer. Brendan Bagnall trainiert ehrenamtlich den Jungen-Jahrgang 2003 im Gaelic Football. Der Treffpunkt ist ein Café, in der Nähe des Vereinsheims, etwas außerhalb von Dublin. Ich werde zu Beginn etwas belächelt, dass ich als Sportjournalismus-Student vorher noch keine Ahnung von den GAA Sportarten hatte. Es ist schnell zu spüren, dass Bagnall für den Sport lebt. In seinem Kofferraum tummeln sich unzählige Bälle, dazwischen Hütchen oder Mappen mit Notizen. Der 50-jährige ist der Nachwuchskoordinator des Vereins St. Jude’s GAA, im Nordwesten Dublins. Mit insgesamt 700 Mitgliedern, darunter 550 Jugendlichen zählt St. Jude’s zu den größeren Clubs.

Bagnall leitet das wöchentliche Training im Wechsel mit weiteren fünf Kollegen, seine Gruppenstärke beträgt ungefähr 50 Jungen. „Ich trainiere seit sieben Jahre diese Mannschaft. Wir haben mit einer Akademie angefangen. Am Mittwoch trainieren wir und am Wochenende finden unsere Spiele statt“, erklärt Bagnall. Die Gruppe wird dabei in zwei Mannschaften aufgeteilt. Es gibt allein in Dublin zehn Jugendligen. In der höchsten Spielklasse, der „Division 1“ spielt die erste Mannschaft von St. Jude‘s, die zweite in der „Division 7“. „95 Prozent meiner Jungs spielen auch Hurling“, sagt Bagnall. Über die Hälfte der irischen Kinder sind Mitglied in einem GAA Verein, für den jährlich durchschnittlich 100 Euro Mitgliedsbeitrag anfallen.

„Vieles hängt beim Gaelic Football von der grundsätzlichen Athletik ab. Es ist für Kinder am besten, so früh wie möglich anzufangen mit dem Sport, so können sie am einfachsten die Abläufe lernen. Mit fünf oder sechs Jahren sieht man schon, ob jemand Talent hat“, schildert Bagnall. „Diese Sportarten sind hier verwurzelt und jeder kennt sie. Meine Jungs sind schon ziemlich gut: Sie haben ein gutes Auge, können gut passen und laufen. Uns ist aber wichtig, dass wir die Kinder zu nichts zwingen. Sie sollen von allein Enthusiasmus für den Sport entwickeln, Lust haben zu trainieren und ein Team zu sein“, ergänzt der Nachwuchskoordinator.

Auf jeden Tausendsten Einwohner kommt ein GAA-Verein

Bagnall selbst hat zwei Kinder, einen seiner Söhne trainiert er selbst. „Ich habe damit kein Problem, da machen ich keine Unterschiede bei den Jungs“, sagt der Ire. Insgesamt sind gut 70 Prozent der Mitglieder männlich im Verein, 30 weiblich. Auf die Frage, ob er schon einmal einem Jungen sagen musste, dass er nicht talentiert genug ist, muss Bagnall lachen. „Macht ihr das so in Deutschland?“, lautet die nicht ganz ernst gemeinte Antwort. Ich erwidere, dass ich solche Dinge bereits bei ehemaligen Mitspielern im Fußball in jungen Jahren mitbekommen habe. „Diesen Moment habe ich noch nie erlebt und könnte es auch nicht sagen zu einem Kind oder Jugendlichen. Wir wollen jeden mitnehmen. Wenn jemand noch Defizite hat, wird er sich verbessern, das kann jeder. Die Hauptsache ist immer noch Spaß am Sport“, fasst Bagnall zusammen.

Um die Nachwuchssportler bereits früh für Hurling oder Gaelic Football zu begeistern, gibt es Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen. Um solche Dinge kümmert sich die Games-Promotion-Managerin Geraldine MC Tavish. Als einzige Person im Verein St. Jude’s. übt sie ihre Tätigkeit hauptberuflich aus. „Ich bemühe mich um Kontakte zu den Schulen. Ebenso ist es meine Aufgabe, die lokale Presse wie Zeitungen oder TV-Sender mit Informationen zu versorgen“, sagt MC Tavish. Sie wird zur Hälfte vom Verein bezahlt, die restlichen 50 Prozent übernimmt der Dachverband, die GAA. „Insgesamt ist es durch solche Kooperationen in den letzten Jahren deutlich einfacher geworden für uns, neue Mitglieder zu gewinnen“, ergänzt die Promotion-Managerin.

Im ganzen Land gibt es schätzungsweise 7000-8000 GAA Vereine. Trotz der Trennung von Irland und Nordirland aus dem Jahr 1921 zählt der Verband beide Staaten als einen. Eine beachtliche Zahl von Clubs, wenn man bedenkt, dass beide Länder zusammen nur knapp sieben Millionen Einwohner haben. Somit kommt auf jeden Tausendsten Bewohner ein Verein für die gälischen Sportarten. Man muss zudem bedenken, dass gerade in den Städten viele Jugendliche Fußball oder Rugby als Sportarten ausüben und diese nicht zum GAA Verband zählen.

Croke Park. Foto: Marc Niedzolka

Hoher Zeitaufwand bei ehrenamtlichen Trainern

Shane Treanor ist seit 15 Jahren Trainer im Hurling und Gaelic Football. Der Ballymum Kickhams GAA Club ist mit seinen 120 Mitgliedern deutlich kleiner, dennoch gibt es verschiedene Mannschaften. Der Ire beschreibt, dass er „es liebt, wenn Kinder mit Leidenschaft und Willen am Sport dabei sind“. Treanor hebt die kulturelle Bedeutung des Sports hervor: „Bei uns ist es ganz simple. Ein Club heißt eine Familie, wir sind immer für die anderen da und das ist hier seit vielen Jahrzehnten Tradition“.

Eigentlich trainiert Treanor lieber Erwachsene, da die Arbeit mit Kindern mehr Zeit verlangt, doch dafür entschädigen den Coach andere Dinge bei seiner ehrenamtlichen Arbeit: „Bei Kindern fehlt manchmal noch die Athletik, das ist aber normal in jungen Jahren. Wenn ich aber das Strahlen in den Augen sehe und merke, dass sie sich unbedingt verbessern wollen, kann man über andere Dinge hinwegsehen“. Treanor opfert für den Sport immens viel Zeit, allein unter der Woche leitet er drei Trainingseinheiten bei Jungen und Mädchen Teams. Dazu kommen an den Wochenenden mehrere Punktspiele.

Kläglicher Selbstversuch beim Hurling

Um ein Gefühl für den Sport zu bekommen möchte ich es selbst einmal versuchen. Im Museum im Croke Park in Dublin können die Besucher selbst probieren den Hurling-Ball „Sliotar“ zu treffen. Ich greife mutig zum „Hurley“ und denke im ersten Moment an einige, wenige Baseball-Erfahrungen aus Grundschulzeiten zurück. Ich werfe mir den Ball zu und scheitere kläglich. Von insgesamt zehn Versuchen treffe ich nur zwei, obwohl der Begriff touchieren besser passen würde. Die Rekordgeschwindigkeit liegt bei nicht einmal 30 Stundenkilometern. Es fehlt mir an allem. Die Leichtigkeit aus der Hüfte, ich stehe da wie ein älterer Herr mit Rückenproblemen. Oder dem Schwung aus der Schulter. Ernüchtert stelle ich später fest, dass die heimischen Sportler den Ball mit gut 150 Stundenkilometern durch die Luft jagen. Kurz nach mir ist ein kleiner Junge dran am Übungsstand. Ich würde ihn auf vier oder fünf Jahre schätzen. Er trifft fast jeden Ball und hat mehr als doppelt so viel Geschwindigkeit wie ich. Ein Junge, kaum größer als der Schläger trifft einen Ball nach dem anderen. Mein Traum von der Hurling-Karriere hat sich wohl schon vor dem Start zerschlagen. Ich berichte Brendan Bagnall von meinen Erfahrungen. Er muss schmunzeln und stellt trocken fest: „Du könntest es auch noch mit deinen 21 Jahren lernen. Wenn es auch etwas spät ist, die meisten hören schon mit 35 oder 40 auf selbst zu spielen im Verein“.

Zurück in Hamburg schaue ich mir ein Hurling-Training an. Einige Akteure haben erst angefangen und treffen auch nach drei Monaten noch nicht jeden Ball. Plötzlich habe ich wieder Hoffnung auf meine Karriere im irischen Nationalsport. Der gebürtige Ire Stephen O’Rourke vom GAA Verein Hamburg muntert mich auf: „Du kannst jederzeit bei uns anfangen und es lernen“. Plötzlich schöpfe ich wieder etwas Hoffnung.  Immerhin könnten noch mindestens 14 gute Sportlerjahre vor mir liegen.

„Es ist ein wichtiges Stück unserer Kultur, unserer Geschichte“

Gaelic Football oder Hurling zählen in Deutschland zu Randsportarten. Nur wenige Vereine bieten den Sport von der grünen Insel in der Bundesrepublik an. Einer davon ist der Verein GAA Hamburg, der im September 2015 vom gebürtigen Iren Stephen O’Rourke gegründet wurde. Im Interview spricht der 28-jährige über die Bedeutung der Sportarten in seiner Heimat, die Entwicklung in Deutschland und die Schwierigkeiten einen Verein aufzubauen.

Marc Niedzolka: Herr O’Rourke den GAA Verein in Hamburg gibt es erst seit wenigen Monaten. Wie kam es dazu?

Stephen O’Rourke: Ich bin Ende 2014 der Liebe wegen nach Hamburg gekommen und habe vorher drei Jahre in Dresden gelebt und dort ebenfalls einen GAA Verein aufgebaut. Mit ein paar Leuten zusammen haben wir dann den Club gegründet.

Niedzolka: Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach den ersten Monaten aus?

O’Rourke: Wir haben im Moment knapp 15 Mitglieder und trainieren jeden Samstag von 12-14 Uhr im Stadtpark. Wir wollen versuchen, auch einen Kunstrasenplatz zu bekommen, sodass wir auch unter der Woche trainieren können. Wir konnten schon zwei Sponsoren für uns gewinnen und viel Ausrüstung anschaffen. Bei uns sind auch Anfänger jederzeit willkommen, das ist uns wichtig.

Niedzolka: Wie ist die Zusammensetzung der Mannschaft?

O’Rourke: Wir sind ein bunter Mix. Wir haben Leute aus Irland, Deutschland oder Neuseeland. Wir wollen in der Zukunft auch ein eigenes Gaelic Football Team gründen, bislang haben wir uns eher auf Hurling spezialisiert. Zudem soll es ein Frauen-Team geben sowie Jugendmannschaften.

Niedzolka: Wie sind Sie selbst zu den GAA-Sportarten gekommen?

O’Rourke: Ich habe mit erst zwölf Jahren relativ spät angefangen die gälischen Sportarten zu spielen. Zuerst habe ich nur Gaelic Football gespielt, später kam Hurling dazu. Es fing bei mir in Schulteams an, dann in Universitäten-Teams. Zwischendurch habe ich pausiert und jetzt spiele ich wieder etwas häufiger, wenn auch bislang nur Hurling.

Niedzolka: Wie wichtig sind die gälischen Sportarten für Irland?

O’Rourke: Sehr wichtig. Es ist ein wichtiges Stück unserer Kultur, unserer Geschichte. Wir spielen das seit Kindestagen, dann in der Schule, später in Universitäten. Viele spielen beides zeitgleich. Die Finalspiele im Croke Park in Dublin sind immer schnell ausverkauft. Über 80.000 Zuschauer gucken das im Stadion und fast jeder im Pub. Ich kenne keinen Iren, der keine Verbindung zu den Sportarten hat.

Niedzolka: Was ist beliebter Gaelic Football oder Hurling?

O’Rourke: Das ist sehr schwierig zu sagen (überlegt). Ich würde sagen in etwa gleich. Bei den Jungs ist Gaelic Football deutlich beliebter. Das ähnelt Rugby in gewisser Weise und wäre zu hart für Mädchen. Beim Hurling ist es ausgeglichener, wenn auch der männliche Anteil bei den Sportarten insgesamt deutlich größer ist.

Niedzolka: Die irische Fußballnationalmannschaft konnte sich für die Europameisterschaft in Frankreich qualifizieren. Besteht die Gefahr, dass Fußball den heimischen Sportarten den Rang abläuft?

O’Rourke: Das glaube ich nicht, warum sollte es?

Niedzolka: Bei dem Sieg gegen die deutsche Nationalmannschaft im letzten Oktober sprach jeder in Irland über den Triumph und dadurch über Fußball. Die Stimmung im Stadion war fantastisch. Iren wollten nach dem Spiel Fotos mit mir machen, da sie den Weltmeister geschlagen haben. Kinder könnten sich vielleicht gerade durch solche Siege eher für diese Sportart interessieren und nicht für Hurling oder Gaelic Football.

O’Rourke: Das war eine Ausnahme. Wir haben den Weltmeister besiegt, zum ersten Mal überhaupt (lacht). Die Spiele der Nationalmannschaft werden zwar ganz gut angenommen, aber auch für die EM 2012 waren wir qualifiziert und es hat sich kein Hype zum Fußball hin entwickelt. Die irische Fußballliga ist insgesamt sehr schwach besetzt, alle Talente gehen nach England. Dort können sie viel mehr Geld verdienen und bekommen Aufmerksamkeit. Die Zuschauerzahlen sind in Irland mit nur ein paar Tausend sehr gering in den Stadien. Die Leute interessieren sich zwar für Fußball, aber eher für den englischen. Manchester United, Liverpool oder Chelsea sind beliebt. Bei uns in Irland sind Gaelic Football und Hurling ganz klar vorne, bei Jung und Alt. Dahinter kommt Rugby, dann vielleicht Fußball. Das ist einfach eine andere Kultur, als hier in Deutschland.

Niedzolka: Wie schwierig ist es, Sportarten in einem Verein aufzubauen, die kaum bekannt sind in Deutschland?

O’Rourke: Natürlich ist es nicht ganz einfach. Wenn Passanten manchmal vorbeilaufen beim Training und fragen, was das für eine Sportart ist verstehen viele Curling statt Hurling (lacht.) Meine Erfahrungen aus Dresden helfen mir hier aber schon ein Stück weiter. Mit dem Start sind wir ganz zufrieden. Wir haben den „deutschen Bund gälischer Sportarten“ gegründet, mit dem sich die Teams untereinander besser absprechen können in Deutschland.

Niedzolka: Es gibt noch GAA Vereine in Berlin, Augsburg oder München. Was sind Ihre Ziele mit den gaelischen Sportarten?

O’Rourke: Wir wollen uns vergrößern, mehr Mannschaften aufbauen und hoffentlich einen eigenen Platz haben zum Trainieren. Uns geht aber auch nicht allein um den Sport. Wir wollen ein Treffpunkt sein, eine gute Zeit miteinander haben. Die Sportarten sind in Irland ein Stück Kultur und die wollen wir auch nach Deutschland bringen. Uns ist egal, woher die Leute kommen ob sie Vorkenntnisse haben oder nicht. Viele ausgewanderte Iren bringen den Sport mit, nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich oder Italien.

Niedzolka: Im März findet in München um den irischen Nationalfeiertag St. Patrick’s Day ein Turnier im Gaelic Football und Hurling statt. Was sind Ihre Ziele dafür?

O’Rourke: Wir haben natürlich noch nicht viel Wettkampferfahrung. Das Team aus München gibt es seit über zehn Jahren, Dresden hat auch ein gutes Team. Wir werden sehen, was geht. Wir wollen aber auch Spaß haben und viele nette Leute treffen. Viele Teams werden besser sein als wir. Noch! (lacht).

Niedzolka: Worin können Sie sich selbst noch verbessern?

O’Rourke: Ich kann mich immer verbessern. Mir fehlt noch ein wenig der Rhythmus. Es gibt bessere Spieler als mich im Team (lacht).