Kanu-Polo

Die Alster ist bereit für den Titel

Wie Hamburgs Polo-Kanuten die Bundesliga erobern wollen

Autoren: Lena Rüdiger, Tom Kirsten

Die Hansestadt ist für ihre Affinität zum Wassersport bekannt. Ob Rudern, Segeln oder Schwimmen – viele erfolgreiche Wassersportvereine und Sportler entstammen aus Hamburg. In diese elitäre Sammlung reiht sich auch die Randsportart Kanu-Polo ein. Ein Blick in die Ambitionen des derzeit erfolgreichsten Kanu-Polo-Vereins Hamburgs.

Wassersport auf der alten Alster: Kanu-Polo (vorne) und Rudern (hinten)

Es ist Abend. Die rosarote Sonne über Hamburg beginnt in der Ferne unterzugehen. An der alten Alster drehen Hundebesitzer, Spaziergänger, Fahrradfahrer und Läufer ihre letzten Runden vor dem Heimweg. Auf einer Holzbrücke, die eine Einbuchtung des Alsterarms in Eppendorf verbindet, bleiben viele von ihnen stehen. Drei Meter weiter unten wird Kanu-Polo gespielt – in der Bundesliga.

Der Alster-Canoe-Club (ACC) spielt seit 2011 in der höchsten deutschen Männer-Klasse. In den vergangenen Jahren entwickelte sich ein Team, das nicht nur mitspielt, sondern auch höhere Ambitionen hegt. Der ACC will den Titel.

Play-Off-Pleite: Aus Fehlern lernen

Bereits 2013 stand die Mannschaft kurz vor dem Erfolg. Als Zweitplatzierter der Vorrunde zogen sie in die Play-Offs ein. Im entscheidenden Moment versagten jedoch die Nerven. Am Ende stand ein fünfter Rang zu Buche. Der Blick wurde nach der Saison sofort auf die kommende Spielzeit und einen neuen Versuch gerichtet. Führungsspieler Harald Knoop stellt klar: „Die Uhren werden auf null gestellt. Es ist wieder alles drin.“ Zunächst musste im Kader der Alster-Kanuten umstrukturiert werden. Drei Leistungsträger verließen den Verein aus verschiedenen Gründen. Um diese Abgänge zu kompensieren, stoßen zwei erfahrene Akteure zum Team.

Die Herrenmannschaft des Alster-Canoe-Club baut das Spielfeld für das Training auf

Geballte Erfahrung durch Kumbier

Neben Jannick Iversen, einem 28-jährigen dänischen Nationalspieler, wird Andrè Kumbier als neuer Trainer das Paddel an der alten Alster übernehmen. Ein Kenner der Szene. Seit drei Jahrzehnten lebt und liebt Kumbier den Kanu-Sport. Bereits im Alter von zehn Jahren saß der gebürtige Göttinger das erste Mal im Polo-Boot. Über den dort ansässigen Göttinger Paddler-Club, den er als Spielertrainer bis in die Bundesliga führte, kam Kumbier nach Hamburg. Zunächst beim Verein Biller-Wassersport-Schwalbe – ebenfalls in der Beletage – aktiv, zog es ihn zum ACC.  „Hier stimmt die Struktur. Die finanziellen und somit auch sportlichen Möglichkeiten sind viel größer als bei Schwalbe“, erklärt der 40-jährige Coach seine Entscheidung pro Alster. Kumbier kommt, die Weichen stehen voll auf Meisterschaft.

Erfolgserfahren: Nationalspieler an Board

Als Stützen gelten Harald Knoop und Lukas Richter. Schon länger führen sie das Team an der Alster an. Die beiden Nationalspieler, im letzten Jahr (2013) sowohl bei den World Games in Kolumbien als auch bei den Europameisterschaften in Polen mit dem Gewinn der Goldmedaille erfolgreich, zeichnen sich vor allem durch ihre Offensivqualitäten aus. In 22 Partien warfen Knoop und Richter zusammen 62 Tore. Kumbier gibt sich angetan: „Sie besitzen ein überragendes Spielverständnis. Solche Spieler braucht jedes ambitionierte Team“.

(K)ein Spaziergang zum Ziel

Um den hohen Erwartungen letztlich zu genügen, muss zunächst aber jegliche Konkurrenz ausgeschaltet werden. Ein schwieriges Unterfangen. Gleich sechs der zwölf Bundesliga-Teams haben Titel-Ambitionen. „Die Leistungsdichte der Liga ist enorm hoch“, weiß auch Harald Knoop. Damit auch der Alster-Canoe-Club den Weg zur deutschen Meisterschaft gehen kann, müssen in Hamburg alle Faktoren stimmen. Teamgeist, Nerven und auch Glück sind die Elemente des Erfolgs.  Ein Spaziergang wird es jedenfalls nur für die Zuschauer auf der Holzbrücke an der alten Alster, die Kanu-Polo rein zufällig entdeckten.