Reportage eines Selbstversuchs
Eingetaucht ins Klangtheater
Autor: Diana Fast
Die Kulturjournalistin Diana Fast hat einen Selbstversuch gewagt. Beim Kulturfestival hat sie den Workshop „Sound-Klang-Theater“ unter der Leitung von Frank Düwel besucht. Ein Workshop, um das Musiktheater für sich selber zu erfahren, vor allem mit der Unterstützung von der Lübecker Solocellistin Sigrid Strehler.
Ein ungewöhnlich sonniger Tag in Hamburg und ich laufe in meiner Winterjacke total verschwitzt auf dem Kampnagel-Gelände umher. K3 steht in meinem Programmheft. Schnellen Schrittes laufe ich zur Kassenstelle, die mir dann den genauen Standpunkt des Theaters beschreibt. Ein Katzensprung. Von außen wirkt es wie eine Lagerhalle. Neben dem Eingang steht eine Gruppe von jungen Menschen, die diesen schon leicht künstlerischen Flair versprühen, denn einige strecken und recken sich, wie Tänzer es tun.
Auf der Tür klebt das Logo von dem Kulturfestival „Hauptsache Frei“. Erst einmal angekommen werde ich sofort auf einen Raum mit hohen Fenstern hingewiesen, der direkt in der Mitte der Halle steht. An seiner Tür steht „Schuhe bitte ausziehen“. Das ist der erste Moment, wo es mir klar wird, dass ich es hier wirklich mit Bewegung zu tun haben werde und dies nicht ein normaler Raum ist, sondern er sehr an ein Tanzstudio erinnert. Ein Mann in einem lockeren sportlichen Stil begrüßt mich herzlich und stellt sich selbstsicher mit „Frank!“ vor. Die meisten tragen Sportklamotten und sind sehr locker angezogen, was mir ein unwohles Gefühl vermittelt, denn ich fühle mich in meinem Outfit unvorbereitet und bin mir unsicher, was mich nun erwarten wird.
Frank bittet uns, uns alle in einen Kreis zu setzten. Viele entspannte und nette Gesichter, die mir schnell die Angst nehmen vor der Ungewissheit. „Kommt noch ein bisschen enger zusammen“, sagt Frank, während wir näher zusammenrücken. Allein dadurch entsteht schon eine vertrautere Atmosphäre, denn wir sitzen alle nahe beieinander. Eine Situation die man im alltäglichen Leben eigentlich selten erlebt, denn meistens wird eine solche Nähe als Störung der Privatsphäre verstanden.
Frank stellt sich vor: ein Regisseur, Produzent und Dozent der Musiktheaterregie. Er schlägt eine kleine Vorstellungsrunde vor, damit wir uns ein bisschen näher kennenlernen. Eine Runde voller Profis ist mein erster Gedanke, denn der Großteil dieser 13-köpfigen Truppe sind ausgebildete Schauspieler, Musiker oder Künstler, die mit Gesang und Tanz zu tun haben. Trotzdem fühle ich mich als Journalistin sehr willkommen, denn es herrscht eine gewisse Harmonie im Raum, die ich zu Anfang ein wenig aufdringlich empfinde, aber durch die offenherzige Art von Frank Düwel schnell ein Gefühl der Zusammengehörigkeit bekomme.
Er stellt die Cellistin Sigrid Strehler vor, deren Cellomusik ein wesentlicher Bestandteil des Workshops ist. Sie spielt zwei kurze Musikstücke, ein eher ruhiges und melancholisches und danach ein flinkes bzw. fröhliches. Ich gucke in die Runde; einige haben sich auf dem Boden breit hingelegt und scheinen förmlich die Musik zu spüren. Immer noch leicht überfordert, sitze ich aufrecht und höre die Musik. Angenehm hört es sich an, jedoch ist die Offenheit der anderen für mich ein wenig seltsam, aber erfahrungsgemäß bin ich von Schauspielern und Künstlern so etwas gewöhnt. Ein bisschen anders sein. Vielleicht auch ein bisschen verrückt. Frei sein.
Sigrid Strehler hat ihren letzten Ton gespielt und wir klatschen alle Beifall.
Schließlich beginnen wir sofort danach mit Aufwärmübungen in einem großen Kreis. Mit so einer Art von Aufwärmübungen bin ich schon relativ gut vertraut dadurch, dass ich schon vor meinem Journalismus-Studium Schauspielkurse besucht habe. Wir hüpfen, springen durch den Raum, drehen uns im Kreis und machen jegliche Bewegungen unter der Leitung von Frank Düwel. Wir werden in Gruppen eingeteilt und sollen uns so bewegen, wie wir es für richtig halten. Trotzdem bleiben wir in unserer Gruppe und sollen untereinander interagieren.
Die Übung wird wiederholt und der Begriff des Klangs kommt ins Spiel. Wir machen diverse Übungen wie Schreie, bestimmt Gesänge und sollen Laute von uns geben. Schließlich wird dies mit den Bewegungsübungen verknüpft. Ich spüre, wie ich mich komplett hingeben muss, um entspannter und aufnahmefähiger für einen solchen Selbstversuch zu sein. Das Erlebnis vom Klang in Kombination mit Bewegung, vor allem mit der Musik der Cellistin Sigrid Strehler, vermittelt eine neue Empfindung vom eigenen Körper. Wenn man sich für das Theater, bzw. die Schauspielerei interessiert, ist so ein Workshop eine Möglichkeit die Musik auf der Bühne auf sich wirken zu lassen, zu verstehen und selbst zu erleben. Mein Selbstversuch Musiktheater, mein kleiner Sprung ins kalte Wasser, hat mir ein wenig die Welt des Klanges und der Bewegung eröffnet und mir das Gefühl der Freiheit näher gebracht, denn man muss sich wirklich von allen Zwängen und Gedanken befreien, um sowas Neues aufzunehmen. Der mutige Sprung ins Klangtheater wird belohnt.
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