monsun theater
Gemeinsam getrennt
13 Fluid Acts of deviation
Autor: Zina Gottfried
Stille. Tiefes Einatmen. Augen öffnen und schließen sich wieder. Leichtes Wippen mit den Füßen in den schwarzen Socken. Der Boden quietscht dabei. In der linken Ecke des Raumes steht Philipp van der Heijden. Stille. Tiefes Einatmen. Augen öffnen und schließen sich wieder. Leichtes Wippen mit den Füßen in den schwarzen Socken. Der Boden quietscht dabei. In der rechten Ecke des Raumes steht Victoria Hauke.
Stille. Stille für fünf Minuten. Beide Blicke treffen sich. Das Licht blendet ihre Gesichter. Die Zuschauer, auf den seitlich an der Wand aufgestellten Bänken, wechseln den Blick zwischen beiden hin und her. Die Stille ist die intensivste und eindringlichste Wahrnehmung in diesem Moment. Niemand weiß, was passiert. Es gibt nicht nur eine Situation. Man spürt, dass es viele verschiedene Wahrnehmungen und Empfindungen gerade im Raum gibt – und jede von ihnen hat ihre Berechtigung.
Alles ist frei.
Die beiden Körper beginnen sich mit einer starken Körperspannung im Raum zu bewegen. Das Atmen wird lauter. Mal schauen sie sich an, mal schauen sie wieder in das Publikum. Aber über ihre Blicke stehen sie im Kontakt zueinander. Beide nutzen den Raum mit ihren Bewegungen anders. Plötzlich geht die Musik an und es dröhnt der Bass aus den Lautsprechern. Die Lichtfarben und Helligkeit wechseln immer wieder. Der Musik- und Lichtwechsel lässt etwas mehr System entstehen. Was anfangs an Bewegungen nicht richtig einzuordnen war, in nun stimmiger. Jeder drückt sich allein aus und trotzdem sind sie spürbar in diesem Moment zusammen.
Die Musik geht aus und auch das Licht wechselt wieder. Der Atem ist wieder so laut zu hören, dass er den eigenen Takt angibt. Beide Körper nähern sich dem Boden, aber jeder freundet sich unterschiedlich mit dem Boden an. Die erhitzten Körper nähern sich einander und sie beginnen erstmals im intensiven Kontakt ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Musik geht an und es ist ein Wechsel zwischen schnell und langsam, intensiv und leicht, rhythmisch und neben der Spur, hemmungslos und bedacht.
„Zuhause“ ist das Thema in „13 Fluid acts of deviation“. Dass unvorhersehbare und intensive Bewegungen im Wechsel durchziehen das ganze Stück mit einer pulsierenden Energie. „Zuhause“ ist ein Ort an dem sich jeder unterschiedlich verhält. Das variiert aber auch in den Begebenheiten und in der Gesellschaft, in die man sich begibt.
Victoria Hauke, die somatische und sensorische Vorgänge im Körper in Bezug auf ihre physisch-emotionale Qualität erforscht und Philipp van der Heijden befassen sich dieses Mal mit diesem Phänomen – „zuhause“. Ihr Stück ist vor ein paar Jahren entstanden; und sie entwickeln es immer weiter, denn auch ihre persönliche Entwicklung steht nicht still – sie ist im Fluss.
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