monsun theater
Tanzen auf eine sonderbare Art und Weise
Eine Kritik zu „I suck my tongue in remembrance of you“.
Autor: Ole Lucassen
In dem Kurzfilm von Maria Dabow folgt die Kamera zwei Tänzerinnen. Die beiden jungen Frauen bewegen sich zwar sehr viel, aber darf man aufgrund von Bewegungen dies gleich Tanzen nennen?
Was anfängt wie eine Momentaufnahme eines sich scheinbar jahrelang liebenden Pärchens, wechselt dann von Kuscheln in verschiedenen Positionen zu wildem Herumtollen auf dem Boden. Dass dies wohl nichts mit Tanzen zu tun hat wird schnell ersichtlich. Das Bewegungsspiel der beiden Künstlerinnen Lea Vendelbo Peterson und Marie Bergby Handeland ähnelt dem Spiel kleiner Kinder oder zweier Frauen beim Liebesspiel. Nach ungefähr fünf Minuten endet der erste Akt mit einem Machtkampf, in welchem eine der jungen Frauen vor der anderen versucht zu fliehen.
Auf Musik wird komplett verzichtet, lediglich der knarrende Holzfußboden und der Atem der beiden jungen Frauen sind zu hören. Die Kamera zeigt das Geschehen von oben und wechselt kein einziges Mal diese Vogelperspektive. Filmische Abwechslung oder Spannung kommt auf diese Weise leider keine auf.
Der ersehnte Cut nach der Hälfte der Zeit kommt unvermittelt: Plötzlich sieht man beide Tänzerinnen stehend und vollführen ihre Bewegungen, die viel mehr nach Thai Chi oder Yoga-Übungen aussehen. Dass diese offenbar wieder nichts mit Tanzen zu tun haben, ist schade für die Zuschauer, die Ausdruckstanz, Ballett oder andere Tanzstile erwartet haben.
Das einzig Interessante im zweiten Akt ist die Kameraführung. Im Gegensatz zum ersten Akt sieht man nicht nur ein Bild, sondern im Splitscreen teilweise zeitgleich drei Szenen zugleich. Dass dies zu spannenden Aufnahmen führt, hat endlich für ein wenig Abwechslung gesorgt. Davon hätte man sich gerne mehr gewünscht.
Der nur 11 Minuten lange Film von Maria Dabow möchte den Zuschauer durch die Kamera-Einstellung zum dritten, sich bewegenden Element machen, also im Rahmen dieser Performance zum Mittanzenden anregen. Jedoch fühlt man sich durch die fehlende Musik und den eher sonderbaren Bewegungen gelangweilt und möchte als Tanzfan lieber Umschalten zu Let’s Dance oder einer Wiederholung von Dirty Dancing. Und warum die sogenannte Videoperformance den Titel „I suck my tongue in remembrance of you“ trägt, das versteht man auch nicht. - Schade eigentlich.
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