Kapstadt

Der unbekannte Topmanager

Multimedia-Reportage aus Südafrika von Patrick Berger, Frederik Harder, Tom Kirsten und Fynn Warnken.

Autoren: Frederik Harder, Tom Kirsten, Patrick Berger, Fynn Warnken

Seit sieben Jahren ist der Unterfranke Maximilian Grünewald Manager des südafrikanischen Erstligisten Ajax Cape Town. Mit welchen Alltagsproblemen der 33-Jährige zu kämpfen hat und warum das Niveau zwischen Welt- und Kreisklasse schwankt. Wir begleiteten den Manager am Spieltag.

Dreieinhalb Stunden nachdem Alex Meier das 1:0 für Frankfurt auf Schalke geschossen hat, springt ein junger Mann in Kapstadt auf. „Schönes Ding“, sagt Maximilian Grünewald und ballt die Faust. Im German Club, einem deutschen Restaurant inmitten der südafrikanischen Metropole, läuft wie jeden Samstag die „Sportschau“. Die verrauchte Kneipe am Fuße des Tafelbergs hat an diesem Tag nur wenige Besucher. Drei Stammgäste, buckelig, graue Haare, Mitte 60, sitzen am Tresen und nippen gelangweilt an der Schaumkronen ihres Bieres. An einem runden Holztisch knabbern Austauschstudenten aus Deutschland monoton an ihren Pommes. Vor ihnen ein Haufen Mettbrötchen. In den Gläsern Erdinger-Hefeweizen. Zigarillo-Qualm zieht durch den Raum und vermischt sich mit dem Duft von frischen Kohlrouladen.

Wie jeden Samstag starren die Gäste, darunter auch Grünewald, hinauf zu dem kleinen Flachbildschirm, der ein wenig schief über dem Likör-Regal hängt. 1:0 für Frankfurt. Diesen Moment genießt Grünewald. Den ganzen Tag lang hatte er sich auf die Zusammenfassungen der Bundesliga-Spiele gefreut - und dabei natürlich nicht auf sein Handy geschaut. Er wolle die Spannung halten und meide es, die Ergebnisse schon vor der „Sportschau“ zu kennen. Das sei im Zeitalter der Digitalisierung nicht ganz so einfach. Doch auch diesmal hat er es wieder geschafft. Ohne Vorahnung lebt der aus Aschaffenburg stammende Unterfranke die Eintracht-Führung aus. Alles läuft nach Plan. Nur beim Kicktipp, einem Tippspiel zur Bundesliga, bei dem er gegen seine Kumpels aus Deutschland um die Krone spielt, läuft es nicht. Da hat er ausnahmsweise einmal gegen die Eintracht getippt. 2:1 für Schalke. Einen Sieg gegen die Königsblauen hat der Mann mit den leicht aufgehellten, braunen Haaren seinem Lieblingsverein diesmal nicht zugetraut. Umso erstaunlicher jetzt die Führung.

Topmanager Max Grünewald im Kapstädter WM-Stadion.
Topmanager Max Grünewald im Kapstädter WM-Stadion.

Er setzt sich wieder hin, legt den Kopf in den Nacken, nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Bier und atmet durch. Ein bisschen Sehnsucht sei beim Blick ins rund 10 000 Kilometer entfernte Deutschland schon dabei. Sehnsucht nach der Bundesliga, der großen Bühne, der zurzeit wohl attraktivsten und stärksten Liga der Welt. Diese Sehnsucht klingt fürs Erste ungewöhnlich, zumal der 33-Jährige täglich mit Erstliga-Fußball zu tun hat. Die Premier Soccer League (PSL), die Beletage des südafrikanischen Fußballs, ist sein Geschäft. Maximilian Grünewald ist nämlich Manager von Ajax Cape Town, dem größten und erfolgreichsten Fußballverein am Westkap.   

Vor 15 Jahren wurde der Ajax Cape Town FC ins Leben gerufen. 1999 kaufte der holländische Serienmeister Ajax Amsterdam Anteile an den Vereinen Seven Stars und Cape Town Spurs und bildete aus ihnen einen neuen Verein, mit dem Ziel, afrikanische Talente vor Ort auszubilden. 51 Prozent des Klubs gehören laut Vereinsstatuten dem holländischen Branchenprimus. Trikots und Trainingsanzüge sind identisch mit denen von Ajax Amsterdam. Im südafrikanischen Profi-Fußball sind die Rot-Weißen längst nicht mehr wegzudenken. „Wir sind vergleichbar mit dem SC Freiburg“, meint der Mann, der seit nun schon sieben Jahren bei Ajax neben dem Trainer die wohl wichtigste Position inne hält. „Wir bauen über ein, zwei Jahre hinweg dank guter Jugendarbeit eine klasse Mannschaft zusammen. Die besten Spieler werden dann weggekauft.“ Mit anderen Worten: Ajax schleift Diamanten, die verkauft werden. Das ist die Philosophie des Ausbildungsklubs. An sportlich oberster Spitze dieser Talentschmiede steht eben jener Maximilian Grünewald, den alle nur Max nennen. Er ist das, was beim FC Bayern München Matthias Sammer oder beim FC Schalke 04 Horst Held ist: eine Führungsperson, das Bindeglied zwischen Spieler, Trainer, Medienbeauftragten und Sponsoren. Grünewald ist der Mann für alle Fälle. Er, der nimmermüde Deutsche mit dem braun-blonden Stoppelbart, der an spielfreien Samstagen in lässiger Blue-Jeans, weißen Sneakers und blauem Shirt im German Club sitzt und Bundesliga schaut. Grünewald ist für die gesamte Organisation im Umfeld des Erstliga-Klubs zuständig. Er sichtet Spieler, kauft und verkauft sie, ist entscheidende Hand bei Gehalts- und Vertragsgesprächen.

Bruchhagens BMW in die Waschanlage gefahren

Es ist eine glückliche Fügung, dass Grünewald am Kap arbeitet. Vor sieben Jahren zog es ihn ganz alleine in die „Mutterstadt“. Alles begann mit einem Praktikum in der Marketingabteilung von Ajax, nur ein halbes Jahr später übernahm er den Posten des Teammanagers. Nach seinem Studium in Marketing und Unternehmensführung in Aschaffenburg und einem Praktikum im Marketing-Bereich bei Borussia Dortmund, arbeitete er als Werkstudent bei Eintracht Frankfurt in den Bereichen Marketing und Eventorganisation. Daher rührt auch die Sympathie zum hessischen Erstliga-Klub. An die Zeit bei den Adlerträgern erinnert sich der Deutsche gerne zurück. Seine Arbeit in Frankfurt wurde stets geschätzt, als Werkstudent war sich Grünewald für keine Aufgabe zu schade. Es kam schon mal vor, dass er den schicken BMW des Eintracht-Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen in die Waschanlage fahren musste.  

Bruchhagen schätzte sein gezieltes, diszipliniertes Arbeiten und wollte ihm damals einen Job bei der Eintracht vermitteln. Doch Grünewald wollte weg, etwas Neues sehen, raus in die weite Welt. Auch in Afrika schätzt man seine deutsche Mentalität. Seine Zielstrebigkeit, seinen Ehrgeiz und seinen Fleiß. Attribute, die im südafrikanischen Alltag eher selten sind. Grünewald ist ein Organisations-Talent, kümmert sich vor allem um Auswärtsspiele, plant Reisen und bucht Hotels. Dies gestaltet sich beim einzigen Erstliga-Verein am Westkap gar nicht so einfach. Johannesburg und Pretoria sind die Hauptzentren für Profi-Fußball in Südafrika. Acht der 16 PSL-Teams sind direkt in den beiden Städten im Nordosten des Landes angesiedelt, sieben weitere im Umland und der Ostküste. Allein für die kürzeste Auswärtsreise zu den Bloemfontein Celtics muss Ajax knapp 1000 Kilometer zurücklegen. „Alles andere als Flugreisen kommen dabei nicht in Betracht“, erklärt Grünewald.

Auf diesem Rasen wird Fußball-Geschichte geschrieben: das WM-Stadion in Kapstadt.

Es ist ein heißer Oktober-Mittwoch. 28 Grad. Die Sonne scheint auf die Veranda des Ajax-Teamhotels „Protea Ice and Fire“ in der New Church Street, einen Steinwurf von der berühmten Long Street, der „Kapstädter“ Partymeile, entfernt. 2500 Rand, knapp 180 Euro, kostet eine Nacht in einem Doppelzimmer des Vier-Sterne-Hotels. Eine Stunde bevor sich die Mannschaft zum Spieltags-Meeting trifft, erscheint Max Grünewald. Der Manager trägt feinen Zwirn. Keine Jeans. Kein Shirt. Die Sneakers hat er in schwarze Lackschuhe getauscht, das Shirt in ein hellblaues Hemd. Dazu trägt er eine rote Krawatte, auf der am untersten Ende die Gesichtsumrandung des bärtigen Ajax, Held von Troja aus der griechischen Antike, mit weißem Garn eingestickt wurde. Es ist das Vereinswappen von Ajax Cape Town. Er begrüßt die Bedienungen herzlich und setzt sich an einen der freien Tische auf der Veranda.

Noch ist es ruhig: die Kabine von Ajax Cape Town.
Noch ist es ruhig: die Kabine von Ajax Cape Town.

Noch fünf Stunden sind es bis zum Anpfiff im heimischen Cape Town Stadium, der riesigen Multifunktionsarena, die für 280 Millionen Euro anlässlich der WM 2010 gebaut wurde. Dort, wo die DFB-Elf im WM-Viertelfinale mit 4:0 gegen Argentinien gewann, erwartet Ajax Cape Town die Platinum Stars - ein mittelprächtiger Gegner, sportlich sowie wirtschaftlich gesehen. Gerade einmal 5000 Karten sind im freien Verkauf. 5000 Plätze in einem Stadion, das 64.000 Zuschauer fasst! Später sollen gerade einmal 2500 Zuschauer kommen. Es wird einem Geisterspiel ähneln. Einen nachhaltigen Boom hat die WM in Südafrika nicht wirklich ausgelöst.

Nur vier Tage zuvor wurden beim Heimspiel gegen die Kaizer Chiefs, dem aktuellen Ligaprimus, sage und schreibe 40.000 Karten verkauft – klarer Saisonrekord. Der Zuschauerandrang sei eben nur bei Spielen gegen die Chiefs und die Orlando Pirates, den beiden berühmtesten Klubs des Landes, groß, erklärt Grünewald und tränkt dabei mit einem Strohhalm die Eiswürfel seines Apfelsafts. Spiele von Ajax werden nur, wenn überhaupt, gegen die Topteams im Fernsehen übertragen. Dem Verein fehlt es an lukrativen Sponsoren und vor allem an TV-Geldern.

„Es riecht in Afrika oft nach Korruption“

In diesem Moment berührt eine große, raue Hand die Schulter des Managers. Es ist Roger de Sá, 50, der Trainer der „Urban Warriors“ und Grünewalds engster Arbeitskollege. Dunkelbraune Haare, dichte Augenbrauen, dunkler Hauttyp. In der maßgeschneiderten Anzughose und dem weißen Hemd ähnelt der in Mosambik geborene Fußballlehrer James Bond, 007. Smart, leger, gutaussehend. Mit tiefer, warmer Stimme begrüßt er Grünewald und setzt sich für einen Moment an den Tisch. Das Arbeitsverhältnis zwischen Trainer und Manager sei hervorragend. Man tausche sich täglich aus und sei von den Grundideen her auf einer Wellenlänge, spricht Grünewald über den Mann, der bei der WM 2010 als Assistenzcoach der portugiesischen Nationalmannschaft arbeitete. Bis vor wenigen Monaten war de Sá noch Coach der Pirates, mit denen er 2013 auf beeindruckende Weise beinahe die afrikanische Champions-League gewann. Beeindruckend, weil er und sein Team auf dem Weg zum Vize-Titel mit massiver Korruption konfrontiert wurden. Im Achtelfinale gegen TP Mazembe aus Lubumbashi wollten die Pirates im Rückspiel bei den Kongolesen ihren 3:1-Vorsprung verteidigen. Die einheimische Polizei nahm vor dem Spiel Offizielle, Journalisten und TV-Leute fest und beschlagnahmte deren Handys. Die Kameraübertragung wurde dank brutalen Eingriffen unterbrochen. Es sollte keine Beweise für das geben, was später passieren sollte. Eine unberechtigte Rote Karte und zwei Elfmeter gegen die Pirates – dennoch verlor der Spitzenklub aus Johannesburg nur mit 0:1 und „gewann“ so gegen seinen Gegner und das Schiedsrichter-Gespann. „Es riecht in Afrika oft nach Korruption“, sagt Grünewald, doch beweisen könne man es nicht. Vor zwei Jahren habe es einen Lügentest in Südafrika gegeben haben, da seien drei der befragten Referees durchgefallen. Aber wen interessiert das schon.

Wie fast überall auf der Welt spielt Geld eine entscheidende Rolle. Wie groß das Gehalts-Gefälle in der PSL ist, macht sich vor allem an Itumeleng Khune bemerkbar. Während der Torhüter der Chiefs als Topverdiener der Liga im Monat 450.000 Rand, umgerechnet knapp 32.000 Euro, verdient, bekommt ein Jugendspieler bei Ajax, der gerade den Sprung in den Profibereich geschafft hat, 8000 Rand, das sind 600 Euro. Zum Vergleich: Ein Bundesligaspieler im selben Jugendalter verdient im Schnitt knapp 40.000 Euro. „Das ist ein großes Gefälle, oder?“, fragt Grünewald ungläubig, so als hätte er selbst noch nicht begriffen und stochert in seinem Beef-Burger, der ihm eben mit Pommes und Champignons serviert wurde. Von ihren Löhnen leben die Ajax-Kicker überdurchschnittlich gut, in ihren Townships sind sie die Stars. „Die Jungs haben gute Handys und fahren verhältnismäßig moderne Autos“, sagt Grünewald und deutet mit seinem rechten Zeigefinger auf einen auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkten VW Polo.

Mit den letzten Bissen seines Burgers hat Max Grünewald zu kämpfen. Allzu groß war die Portion nicht, dennoch reicht sie, um den 1,87 Meter großen Manager sattzumachen. Das ist die Hauptsache. Anders ist die Mentalität der Spieler, die aus überwiegend armen Verhältnissen stammen. „Wenn unsere Spieler zum Mannschaftsessen kommen, wird sich der Teller so voll wie möglich geladen. Da liegt ein Tafelberg auf dem Teller“, schüttelt Grünewald den Kopf und schmunzelt, „ die Leben heute, nach dem Motto ‚was ich jetzt haben kann, das nehme ich auch jetzt‘.“ Ähnlich ist die Einstellung im Training und während der Spiele. An manchen Tagen scheint es, als könne das Niveau durchaus mit der deutschen 3. Liga verglichen werden, an anderen Tagen funktioniert dann nicht mal das Ballstoppen. Das Niveau schwankt zwischen Welt- und Kreisklasse. „Die Jungs leben in den Tag rein, denen fehlt einfach die Konstanz“, sagt Grünewald und zahlt die Rechnung. Daraufhin macht er sich auf den Weg in Richtung Stadion. In weniger als dreieinhalb Stunden ist Anpfiff.

Vorm Stadion wird er nicht erkannt

„Who are you?“, fragt der dunkelhäutige Security-Mann mit der leuchtgelben Weste vorm Stadion. „I am Max Grünewald, Manager of Ajax Cape Town FC“, entgegnet Grünewald und hält dem Kontrolleur am Eingang der Tiefgarage seine Akkreditierung entgegen. Erst jetzt öffnet er die Schranke lässt den Manager in seinem hellbraunen Rover mit den beigen Ledersitzen passieren. Unvorstellbar, dass Matthias Sammer im Bauch der Allianz Arena nach seinem Namen gefragt wird. Hier sei eben alles entspannter, meint der unbekannte Manager Grünewald, er könne machen was er wolle, ohne am anderen Tag in der Zeitung zu stehen. Profi-Fußball im ganz kleinen Stil.

Trikots in der Kabine von Ajax Cape Town.

Zum Match gegen die Platinum Stars sind 2500 Fans gekommen. Das Spiel endet mit 2:1 für Ajax, in der Tabelle pirschen die „Urban Warriors“ auf den zweiten Platz. Max Grünewald ist zufrieden. Zufrieden mit dem Ergebnis und zufrieden überhaupt mit seinem Engagement in Südafrika. Es sei viel Potenzial im Verein vorhanden, das bei langem noch nicht ausgeschöpft sei. Gerne möchte Max Grünewald den Verein weiter vorantreiben, vielleicht sogar in absehbarer Zukunft den Titel holen. Die Stadt an der malerischen Atlantik-Küste und der dynamische Ausbildungsklub haben es ihm angetan. „Aber wenn die Gelegenheit kommt“, sagt er und runzelt die Stirn, „wäre ich bereit in den deutschen Profi-Fußball zu gehen“.

Max Grünewald sitzt immer noch vor seinem Bier im German Club. Die Austauschstudenten am Nachbartisch haben mittlerweile das Restaurant verlassen. Die „Sportschau“ neigt sich dem Ende zu. Das Spiel der Eintracht auf Schalke endete 3:3. Punkte im Kicktipp gibt das für Max Grünewald nicht. Zum Glück. Mit dem Ergebnis seiner Eintracht in weiter Ferne ist er mehr als zufrieden.

- - - - Liveticker - - - -

Ajax Cape Town – Platinum Stars 2:1 (2:0)

AUS! Ajax Cape Town schlägt das Chamäleon bzw. die Platinum Stars mit 2:1. Am Ende wurde es nochmal richtig eng. Verschwitzt aber glücklich stapfen die Ajaxaner in die Kabine. Duschen können sie allerdings nicht. Jan Koller hat diverse Duschköpfe vernichtet. Dem Busfahrer graut es schon. Uns ist das egal. Wir sagen Awe und begeben uns auf die Suche nach einer Schachtel Nudeln. 

90+3. Alles geht nach vorne. Bis auf Gästekeeper Kabelo Dambe sind alle in der Hälfte von Ajax. Die anschließende 4 gegen 1 Situation spielen die Mannen in rot-weiß gekonnt aus. Abseits. Letzte Chance jetzt für die überragenden Stars.

90. Jetzt brennt hier die Bude. Das Chamäleon ist plötzlich klar zu erkennen. De Sá bringt Thabiso Nkoana für Franklin Cale.

87. Spannung pur. Die Grünen jetzt klar überlegen. Hier hält‘s niemanden mehr auf den Sitzen. Auch nicht Trainer De Sá, der hin und her springt wie ein wildes Nidoran. Die gute Freistoßchance vergeben die Stars leichtfertig – der Ball geht in den leeren und geschlossenen Mittelrang.

82. Als wären wir Hellseher. Der kleine Dolly tapselt vom Platz. Davids kommt. Gestatten Lance Davids. Das Chamäleon wechselt auch. Tintswalo Tshabalala (Nicht der von damals 2010) geht, Rhulani Manzini kommt. Boah, was für Namen. Ist ja wie eine Runde Rummikub.

80. „Achtung, Achtung! Eine Durchsage an alle Eltern: Der kleine Keagan Dolly möchte gerne aus dem Kinderparadies abgeholt werden!“ Ob das Papa Roger de Sá hört? Er scheint zumindest wechseln zu wollen.

78. Toooooooooooooooor! 2:1! Die Stars mit dem Anschlusstreffer. Aus einer Wahnsinns-Distanz von circa 48,76 Zentimetern knallt Eleazer Rodgers den Ball ins Netz. Tor steht noch. Das ist die gute Nachricht aus Sicht von Ajax.

76. Es hat angefangen zu regnen, da wird das trendige Sakko von Heimcoach De Sá ganz nass. Vielleicht haben die Auswechselspieler ihre intensiven Warmmachübungen auch deswegen eingestellt und sind wieder unter das Kabinendach geschlüpft. Geldregen von Neu-Sponsor Huawei hatte man sich erhofft…

73. Ajax-Coach Roger de Sá setzt einen Wechsel in die Röhre. Moment…Der will doch nicht – der will doch nicht…Er wechselt Jan Koller bzw. Nathan Paulse aus. Da gehen gleich ein paar Duschköpfe kaputt. By the way (Neudeutsch für „Ein Toast bitte“): Bantu Mzwakali ist in der Partie.

72. Was ein Hammer von Robert Ng’ambi! Aus knapp 17 Metern drischt er das Leder aus völlig freier und unbedrängter Position zentral auf Ajax-Keeper Jaakkola, der den Ball mit ganz viel Mühe über die Latte lenkt. Diese Parade wird er so schnell nicht vergessen.

69. Das Spiel ist langweilig. Trotz der Berge „Tafelberg“ und „Lions Head“ im Rücken verflacht die Partie auf die Höhe der Lüneburger Heide. Das Niveau spielt aktuell mit Heiko Westermann Limbo.

66. Kaum noch Sicht aufs Spielfeld. Die Bengalos aus dem Gästeblock gleichen einer riesigen Nebelwand. Solange Gästecoach Allan Freese freien Blick auf seine funkelnde Armbanduhr hat, sollte alles im Lot sein.

61. Was macht eigentlich Jan Koller bzw. Nathan Paulse? Wir sind uns uneinig und fragen deshalb euch:

A. Jan Koller ist in der Kabine geblieben und übt emsig Kopfbälle am Duschkopf.
B. Jan Koller ist per Anhalter zurück auf dem Weg nach Dortmund.
C. Jan Koller ist gar nicht Jan Koller sondern Matze Knop.
D. Jan Koller ist gar nicht Jan Koller sondern Jürgen Kohler.
E. Jan Koller ist kollabiert.
F. Jan Koller interessiert mich nicht.

59. Kurz was zum Thema Schiri: Der Linienrichter wirft jetzt mittlerweile zum zweiten Mal seine Fahne weg. Ob er keine Lust mehr hat fragt man sich… Immerhin konnte er beim Aufheben zwischen der Fahne und seinen signalfarben-gelben Schuhen unterscheiden.

57. Im Allgemeinen ist bekannt, dass Vuvuzelas genauso zur südafrikanischen Fußballkultur gehören wie Hakan Calhanoglu ins aktuelle Sportstudio. Dass mit diesen Blasinstrumenten allerdings auch mehrere Tonlagen gespielt werden können, war uns nicht bekannt. Gerade törröt eine Mischung aus „Wir sind Bibi und Tina…“ und „Highway to Hell“ aus dem Ajax-Fanblock.

55. Zuckerpass von Franklin Cale. Im brandgefährlichen, halblinken Mittelfeld, circa 5 Meter hinter der Mittellinie, spitzelt er den Ball gekonnt zu seinem Mitspieler. Chancen bleiben jedoch Mangelware. Da war die Halbzeitshow spannender – gab keine…

48. So wie sich das Chamäleon mittlerweile bewegt, könnte gemeint werden den Pilzeintopf (siehe Teaser) gab’s schon in der Halbzeitpause. Wir haben ihn nicht gesehen – genauso wenig wie eine Schachtel Nudeln ;-(

46. Scheint weiter zu gehen. Das weiß-rote Ballett von Ajax ist zurück auf dem Rasen. Und wo sind die Stars? Wir suchen akribisch. Wer sucht mit?

Auflösung: Noch ein bisschen grüner ist Chamäleon schon längst zurück.

Halbzeit. 2:0 führt Ajax. Das Fazit: Das Chamäleon schwach. Keagan Dolly emsig. Jan Koller trifft nicht. Wir schauen mal nach ´ner Schachtel Nudeln und sind in 15 Minuten zurück. Wenn’s schmeckt ein bisschen später.

43. Noch zwei Minuten plus Zugabe sind zu spielen. Der Rechtsverteidiger der Stars gleicht nicht nur wegen seiner Körpergröße der Offensiv-Ikone Phillip Lahm. Auch die Kapitänsbinde trägt er an seinem Arm. Schuhe sind Orange. Was sagt uns das? Nichts! Keine nennenswerten Szenen zurzeit.

37. Plötzlich wacht das Chamäleon auf. Pfeilschnell zischt ein Schuss aufs Gehäuse von Anssi Jaakkola – den einzigen Europäer (Finne) auf dem Feld. Diesen kann er nur knapp parieren, es gibt Ecke.

34. Nach einer guten halben Stunde ziehen mehr Nebelschwaden durchs Stadion, als das Fans vor Ort sind. Die Suche nach den mittlerweile rund 600 Fans gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Hören kann man sie jedoch.

28. TOOOOOOOOOOOOR! 2:0! Ja ist es denn die Möglichkeit! Freistoß Franklin Cale an den langen Pfosten, langes Bein von Tashreeq Morris, langes Eck – drin das Leder. Von den Stars ist derweilen nichts zu sehen. Wie ein Chamäleon schmiegen sie sich in ihren grünen Trikots an den Rasen an. Bringt ihnen nur nix…

22. Im Schatten von Koller (ähhh Paulse) und Lolo ackert Keagan Dolly ganz emsig. Ein bisschen niedlich der Kleine.

20. Die Menge ist begeistert ob des attraktiven Offensivspiels der rot-weißen Ritter. Die nicht mitgereisten Auswärtsfans werden sich freuen, dass es hier nur 1:0 steht.
Randnotiz: Die Offiziellen auf der Ajax-Bank sitzen heute auf der anderen Seite der Bank. Ob das an der Auseinandersetzung mit dem vierten Offiziellen im Chiefs-Spiel liegt? Nicht selten geriet man aneinander. Ajax’ Co-Trainer durfte trotzdem einen der begehrten Tribünenplätze einnehmen. Glück gehabt…

16. TOOOOOOOOOOOOOOOR! 1:0! Am Mittelkreis verlieren die Platinum Stars das Spielleder. Cecil Lolo schaltet schnell und drischt den Ball aus 18 Metern in die Maschen. Jetzt kocht der Kessel!

10. AiAiAi, jetzt wird‘s hektisch. Drei Chancen hintereinander für die Hausherren. Doch sowohl Paulse, Scott und Cale (per Fallrückzieher) finden ihr Ziel nicht. Mittlerweile eine klare Angelegenheit. Tore, wir brauchen Tore!

8. Ajax operiert hauptsächlich mit gepflegten langen Bällen auf Jan Koller. Ach ne, das ist Nathan Paulse. „Frisur“ und Körpergröße stimmen jedoch überein.

4. Ajax kontrolliert das Geschehen. Allerdings noch nichts los hier. Wir wollen euch den Anblick nicht vergönnen.

1. Der Brazuca rollt. Der Schiri pfeift die Partie an. Ajax in den klassischen rot-weißen Trikots von rechts nach links. Die Platinum Stars in ihren rasenähnlichen, grünen Trikots. Ob das das Schiri-Gespann in den Flieder-Lila Jerseys erkennen können?

19:29 Wir sind schon komplett platt. Nicht etwa wegen der leeren Kulisse oder den artistischen Sanitätern – nein! Wir haben (zu viert) bereits 83 Schachteln Nudeln aus dem Presseraum vernichtet. Vollgestopft geht’s los. Der Liveticker. Viel Spaß!

19:25 Five minutes to go! Der Ball rollt schon! Allerdings sind es nur die Balljungen, die gemeinsam mit den Sanitätern ihre Künste unter Beweis stellen. Nervosität macht sich breit. Die erste Vuvuzela ertönt. Gleich kommen die Jungs!

19:20 Gleich geht’s los. Die Aufstellungen der beiden Mannschaften schallen durch das Stadion. Ein Echo der Fans gibt es allerdings nicht. Wie auch – sind bisher nur 52 Zuschauer hier. Haben eben nachgezählt – pro Minute kommt aber ein Neuer dazu. Das müssten dann zum Anpfiff 62 sein. Woah! Ein bisschen komisch, ein bisschen grotesk und ein bisschen was von Geisterspiel. Uns fehlen die Worte…

19:13 Für die Jungs von Ajax startet heute Keagan Dolly. Der gut 1,20 Meter-Riese ist das Juwel des Klubs, wird jedoch nach der Saison zu den finanzstarken Mamelodi Sundowns aus Pretoria wechseln. Geld soll nicht im Spiel sein.

19:07 Wir verspüren mittlerweile ein bisschen Heimat. Auf der Bank von Ajax Cape Town nimmt gleich Max Grünewald Platz. Ein echter Unterfranke. Seit 2008 ist er Manager beim Bootcamp des holländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam.

18:59 Die Teams betreten den heiligen Rasen. Und tatsächlich: die ersten Zuschauer sitzen auf ihren Schalen. Wahnsinn! Deswegen wahrscheinlich auch das massive Sicherheitsaufgebot von 20 Polizisten. Das erste Mal in der Fußball-Historie, dass die Ordnungshüter in der Überzahl sind.

18:40 Uhr Gute 50 Minuten vor Anpfiff ist noch kein einziger Fan im weiten Rund der Arena zu erkennen. Wir sind stutzig, aber zuversichtlich. „Die sammeln sich bestimmt gerade zum Marsch durch die Stadt“, vermutet unser Redakteur Patrick Berger.

Awe! Aus dem fernen Kapstadt melden wir uns braungebrannt und tiefenentspannt zurück. Der MUTS-Ticker sitzt im leeren – komplett leeren – Green Point Stadium am Kap. Wer erinnert sich nicht an den altehrwürdigen 3. Juli 2010, als unsere deutschen Jungs die Gauchos aus Argentinien mit 4:0 weit in den atlantischen Ozean schossen. Geil war’s. Heute sieht die Realität hier im WM-Tempel allerdings ganz anders aus. Erste Liga in Südafrika vor leeren Rängen. Die Hausherren von Ajax Cape Town treffen auf das Provinzteam von den Platinum Stars. Der Tabellenfünfte hofft auf einen Heimsieg. Der Tabellendreizehnte hofft auf eine warmen Pilzeintopf nach dem Spiel. Mehr scheint nicht drin zu sein. Wie auch immer. Ab 19:30 Uhr rollt hier der Ball – und unser Liveticker natürlich.