Italien

Mailänder Modewochen bekommen Konkurrenz

Erste Eindrücke vom brandneuen Campus der Macromedia.

Autor: Zina Gottfried

Ab Oktober 2014 können die Studenten der Macromedia auch in Italiens Modemetropole Mailand studieren. Das 3. Semester, der verschiedenen Standorte aus Deutschland, macht den Anfang.

„Wir begrüßen Sie ganz herzlich auf dem neuen Macromedia Campus in Mailand. Heute beginnt Ihr Auslandssemester. In ihrer blauen Mappe, die wir Ihnen ausgeteilt haben, befinden sich Stundenpläne sowie Informationen zu Veranstaltungen und allen weiteren wichtigen Terminen. Auf einem kleinen Zettel steht auch ihr Passwort für den WLAN Zugang.“ Die Studenten schlagen die Augen auf. Die müden Körper sitzen wieder kerzengerade auf den Stühlen. Die Mappen, die schon vor über einer halben Stunde ausgeteilt wurden sind, öffnen sich mit einem Mal ganz schnell. Wie in einer Schultüte am ersten Schultag wird nach dem kleinen Papierschnipsel gesucht. 

„Il Macromedia è il collegio di riflettere la società mediatica di domani.“ (Die Macromedia ist die Hochschule, um die mediale Gesellschaft von morgen schon heute zu reflektieren.) Seit Oktober 2014 öffnet die Hochschule ihre Medien Tore auch in Mailand. „The Macromedia fits to Milan, because it brings future opportunities for communication.” Betont Susanna Valle (Studienberatung in Mailand) im persönlichen Gespräch und ergänzt: „It’s a big challenge and a great opportunity, also for the country to have a university like the macromedia here.”

Die Macromedia hat sich nur ein paar Schritte vom prachtvollen Mailänder Dom entfernt niedergelassen – im zentralen San Babila. Die Kooperation mit dem Istituto Marangoni-Milano Fashion School einen Campus auch in Italien entstehen zu lassen, begann 2013. Susanna Valle  sieht in der Zusammenarbeit der beiden Universitäten auch eine internationale Förderung: „Milan is an international city for some kind of education and also because of course there was this important partner Maranghoni located here.”

Nach und nach legen die ersten Studenten ihre Handys wieder in ihre Taschen zurück. Nun beginnt das eigentliche Kennenlernen. Die vorderen zwei Reihen drehen die Stühle in Richtung der hinteren Reihen. Die Blicke wandern von Platz zu Platz. Das Geschnatter zwischen die frisch gebackenen Mailänderinnen und Mailänder breitet sich im ganzen Vorlesungssaal aus. Unter ihnen sitzen auch Vroni und Sophie, die zwei Student Ambassadors. Sophie zeigt schnellen Einsatz. Sie erweist sich pflichtbewusst, in dem sie bemüht ist alle Studenten untereinander zu verknüpfen. Innerhalb kürzester Zeit entsteht die „Party a Milano“ Gruppe. Was früher die Klassenliste war, ist heute die Whats-App Gruppe. „Das ist einfacher, dann kann man sich besser bezüglich Stundenplänen und Vorlesungen absprechen!“. „Oder wann wir heute Abend was trinken gehen!“ ertönt entschlossen eine männliche Stimme aus den hinteren Reihen. Die 29 Mädchen drehen sich interessiert um und die sechs Jungen müssen verschmitzt grinsen.

Die Macromedia Lounge auf dem neuen Campus.

Bei diesem anspruchsvollen Auslandssemester muss der Apperetivo jedoch zwischenzeitlich auch einmal hinten anstehen. Die Medienmanagement-, Design-, und Journalismus-Studierenden sind in „Akademiker-“ und „Onliner-Kurse“ aufgeteilt. Onliner bearbeiten dieselben Themen wie Akademiker, nur von zu Hause aus und alleine. Das Prinzip des Onlinemoduls ist speziell für Mailand, Dublin und diejenigen gedacht, die in Deutschland geblieben sind. Ein Onlinekurs muss dann belegt werden, wenn ein bestimmter Score beim TOEFL nicht erreicht wurden ist (standardisierter Test wodurch von Nicht-Muttersprachlern die Englisch-Kenntnisse getestet werden.). Den schlechter Englisch sprechenden Studenten wird ein Englisch Unterricht angeboten.  Milena Hanisch, Onlinekurs Studentin ist der Meinung, dass das Prinzip nicht gut durchdacht ist. „Das sind dreimal die Woche für zweieinhalb Stunden Englisch Unterricht. Das uns dadurch dann das Recht genommen wird, nicht mehr an den Seminaren teilnehmen zu können, halte ich für sinnlos. Wenn man mit der Sprache automatisch konfrontiert wird, lernt man viel dazu. Der zusätzliche Englischunterricht ist gut, für diejenigen, die es auch wirklich brauchen.“

Die 35 "frisch gebackenen" Mailänderinnen und Mailänder.

Nach und nach löst sich der Pulk von Studenten im Vorlesungssaal auf. Sie verteilen sich interessiert auf dem Campus. Bei dem Kaffeeautomaten legen die Ersten ihren Stopp beim Campusrundgang ein. „Jedes Getränk 50 Cent. Ich werde zu Hause gleich ein Glas hinstellen, in das immer 50 Cent Stücke gehen. Dann läuft hier wenigstens eine Sache schon einmal problemlos.“ Lacht einer der Studenten, als sein Espresso durchläuft. Kramend werden  Hosen und Handtaschen nach 50 Cent durchforstet. Während einige weiterhin hochkonzentriert versuchen, eine Verbindung zum WLAN aufzubauen. Auf der Terrasse stehen eine Gruppe von Studenten aus Hamburg und München. „Hast du schon in den Stundenplan geschaut?“ „Wo finde ich den denn nun schon wieder?“ „Aber das Online Programm hast du entdeckt? Die Folien, die man unter dem Link findet, die du über den Link findest, der in der Mail vom 4. Oktober stand.“  „Am 4. Oktober habe ich 14 Mails mit diversen Links bekommen.“

Selbstverständlich hat der Mailänder Campus auch eine Bibliothek.

“What was the harder challenge – to organise the workflow at the new campus or to get the students from Germany, answering your mails?”

“Definitely that was the hardest one. It was more difficult, but it’s ok. It is something we expected after a while”, antwortet Susanna Valle lachend. Die Macromedia Hochschule in Mailand hat das Ziel, auch langfristig Studenten aus Italien sowie internationaler Herkunft zu gewinnen. Susana Valle ist der Meinung, dass die deutsche Arbeitsweise und italienische Gelassenheit eine gute Mischung für den Campus ergeben. (Abb. 5) „German Students are as an average more prepared, even in English. That is not the same level for everybody. They are very respectful. Something which is amazing for me, it’s of course positive and negative, and it depends on the situation, is the habit that German Students seem to have, to develop they’re critical perspective on things. Which is not so usual for Italian Students. I think Italians adapt more easy also of course they have sometimes less possibilities.”

Aber auch die deutschen Studenten passen sich nach dem ersten Tag an den Mailänder Flair an. An einem der Tische, im der campuseigenen Bibliothek sitzen drei Akademiker. Sie genießen in Ruhe ihren Espresso. Am Nachbartisch ist die erste Aufregung auch bei den Onlinern verdaut. „Es ist schon fast ein wenig „heimisch“ am Campus – wie in Köln.“, stellt Milena Hanisch schlüssig fest. Die anderen Macromedianer schmunzeln. Für einen kurzen Moment sagt niemand etwas. Nachdenklich sitzen die vier Mädchen, mit ihren Taschen auf dem Schoss in einer Runde. „Aber jetzt haben wir noch ein viel größeres Problem. Wir sind in Mailand. Was ziehe ich denn morgens immer an?“ 

Susanna Valle von der Studienberatung hat immer ein offenes Ohr.

Interview with Susanna Carlotta Valle

How was the experience to open a new campus?

It has been a great opportunity and it was something unexpected. You can imagine that it does not happen every day to meet a foreign a company planning such an investment in Italy, Milan. This is extraordinary, than for me it has been a challenge and a big opportunity because I had years of experiences in international education but not so much in setting up a campus. It is true, that of course Macromedia supports the activities from every point of view but in the end the last mile it’s yours.

When and why did you decided to work at the Macromedia?

I was contacted while I was working in another school. I was not looking for another job. This happens, I believe almost always for some years. It happens more often that experienced professionals are directly contacted by companies, and not the oppsite. In this case I was by Macromedia contacted regarding this project in Milan. There were two reasons mostly. One was the challenge of a new project to completely build up from scratch and the other one was to work for a foreign company. Because once again I had quite some experiences international but always with Italian Companies.

How arose the cooperation with the Marangoni Institut, to split the building in to two campuses?

This was fare, as I know decided on strategical level. The two schools have the same owners. A group, called Galileo Global Education. Macromedia was a part of an international strategy, where new locations are going to be open world wide. The first experience was decided in Milan. Milan is an international city for some kind of education and also because of course there was this important partner Maranghoni located here. In fact all apart of the practical issues of the school, would have been impossible to build without a local partner, considering the workload. With the current resources would have been impossible, it was a strategical decision to organize the opening like that.

The subjects that the school teach, fits together without having the subjects taught on one floor distance. But of course it was also an integration of subjects.

When did the arrangements for the opening starts?

The agreement itself starts probably in summer 2013, but I am acting since October 2013. It means that the practical things started in October last year.

What was the was harder challenge – to organise the workflow at the new campus or to get the students from Germany, answering your mails?

For sure that was the hardest one. It was more difficult, but it’s ok. It is something we expected after a while. Well comparing the reality with macromedia, in fact what we have done for the accommodation, is the standard level of service which is required here. We had to adapt a little bit, because it’s short period. So a lot of possibilities for accommodation are excluded, because it is not easy to find something for three months. It was our initiative to organize the service like that, which is also determined by the environment of local private schools.

How do you feel about the atmosphere within the students and the lecturers?

This is not always easy to understand because you know that in this respect we mostly receive problems. We are not sure, when something is ok because students don’t come here when a lesson is ok. Of course the issues related with the online courses were complicated also for us. There have been many things we, hadn’t expect. But still it was a good innovative by the academic coordination to invite the online students if they want to attend the other lessons. So there is this open possibility.

But this open possibility was at least organized here in Milan, right?

Yes it was.

Have you ever considered yourself to be a lecturer?

I would like to, but the area is not defined. So this might be the obstacle.

What are the cultural differences between Italian and German students?

This is something we discussed a lot of times. German Students are as an average more prepared, even in English. That is not the same level for everybody. They are very respectful. Something which is amazing for me, it’s of course positive and negative and it depends on the situation, is the habit that German Students seem to have, to develop they’re critical perspective on things. Which is not so usual for Italian Students. I think Italians adapt more easy also of course they have sometimes less possibilities.

What are there differences between Italian and German Work flow/to handle the organisation?

In German Companies as an average colleagues are more prepared and also more respectful. These are the things I appreciate the most and regarding to the organisation, in fact to have a framework, this is also nice. If you compare the German Universities or Companies to Italian one, it is true that the German Universities are more structured or have a better organisation referring to the framework.

Will the campus be only for the semester abroad?

The plan is to have long term programs of B.A., and another point is to attract Italian and international students.

Please finish the sentence with your own words: The Macromedia fits to Milan, because …

..., because it brings future opportunities for communication. This is especially true if you look at the subjects that we teach. Here are plenty of departments of communication. It is important because I think there is a big need in companies, especially in Italia but also then international for professional in communication. Media skills are very much needed here, and some does not understand the importance of this. The universities in many cases does not prepare well for this. This is because many of our graduates in communication are unemployed. It’s a big challenge and great opportunity, also for the country to have a university like the macromedia here. 

Interview mit Milena Hanisch, Journalismus-Studentin am Kölner Campus der Macromedia.

Was waren deine Erwartungen an dem neuen Campus in Mailand?

Um ehrlich zu sein, erst einmal gar keine.  Wie vermutet ist es genauso strukturiert, wie an unserer Macromedia.

 Wie findest du das Prinzip des Online Programmes?

Ich bin zwiegespalten, was das Online Modul angeht. Ich finde es teilweise ganz sinnvoll aber teilweise auch nicht. Erstens ist der Onlinekurs speziell gedacht für die Studenten und Studentinnen, die nicht ins Ausland gehen. Was ich im Prinzip auch in Ordnung finden, denn soweit ich das beurteilen kann, sind die Kurse sinnvoll, verständlich und strukturiert aufgebaut. Mir gefällt es auch, das in den Chaptern weiterführende Links sowie Literatur aufgehführt ist. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Dozenten relativ zügig antworten, wenn man Fragen hat. Es wird noch nicht so genutzt, zumindest jetzt noch nicht. In Bezug auf Mailand für die Studenten, die ein schlechteres Toefl Ergebnis haben, ist der Onlinekurs doch sehr sinnlos. Ich denke, dass man auch an den normalen Kursen teilnehmen kann und automatisch sein Englisch verbessert.

 Der Campus in Mailand ist vordergründig für die Studenten der Studiengänge Media Management und Design. Wie sehr leiden die Journalisten darunter?

Nicht all zu sehr, da wir ja auch eine spezifisch eine journalistische Aufgabe als Projektarbeit zugeteilt bekommen haben. Auch wenn von Anfang an allgemein bekannt war, dass der Unterricht sich nicht viel mit Journalismus befassen wird, ist es trotzdem mal interessant, einmal in andere Bereiche einzutauchen. Es schadet bestimmt nicht, sich in Bereichen wie Marketing, Economics und Financing auszukennen.

   Wir sind der erste Durchlauf an Studenten, woran spürt man das eventuell?

Ja, ich habe unter anderem bei anderen Studenten mitbekommen, dass es große Probleme bei Aufgabenstellungen von Projektarbeiten gibt. Dass dies zum Beispiel jetzt erst geklärt ist frisst viel Arbeitszeit. Solche Dinge sollten dringend verbessert werden.

 Fühlst du dich gut aufgehoben an der Universität (Räumlichkeiten, technische Ausstattung, Service)?

Die Räumlichkeit betreffen zwei Räume und sind dementsprechend ausreichend. Zudem haben wir noch den Aufenthaltsraum und die Bibliothek. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es an unserem Campus eine Bibliothek gibt. Dinge wie das Drucken sind noch verbesserungswürdig. Die Universität ist gut gelegen mitten in der Innenstadt.

 Onliner und Akademiker waren anfangs in getrennten Kursen untergebracht. Hat das auch eine Art Barriere im sozialen Miteinander geschaffen?

Das Sich-Kennenlernen hat mit Sicherheit darunter gelitten. Aber dafür haben wir ja unsere beiden Student Ambassador, die zum Beispiel eine Welcome Party in der Aperol Bar organisiert haben. Dort gab es dann die Gelegenheit sich kennenzulernen. Das Macromedia somit auch die Möglichkeit gibt, das zu organisieren und auch finanziell unterstützt, finde ich toll.

 Welche Tipps oder Verbesserungsvorschläge hast du an Macromedia in Mailand?

Die Kommunikation zwischen Studenten und Professoren, aber die ist immer ausbaufähig. Für uns Journalisten ist nur der Onlinekurs gedacht, das Akademische Programm entfällt demnach für uns. Das finde ich auch nicht in Ordnung.

 Aufgrund eines Toefl-Ergebnisses waren Onliner dazu verpflichtet, einen Englisch Kurs zu belegen und – von zu Hause online aus – die Seminare zu bearbeiten. Findest du das Prinzip sinnvoll, Onliner mit schlechteren Toefl-Ergebnissen und Englisch Skills alleine die Kurse durcharbeiten zu lassen?

Die Onlinekurse sind speziell für Mailand und Dublin diejenigen gedacht, die in Deutschland geblieben sind. Den vermeintlich schlechteren Onlinern wird ein Englisch Unterricht angeboten. Das sind dreimal die Woche für zweieinhalb Stunden, da dadurch dann das Recht genommen wird, nicht mehr an den Seminaren teilnehmen zu können, das halte ich für sinnlos. Wenn man mit der Sprache automatisch konfrontiert wird, lernt man viel dazu. Der zusätzliche Englischunterricht ist gut, für diejenigen, die es auch wirklich brauchen.

 Der Stundenplan wechselt wöchentlich. Wie gefällt Dir diese Stundenplanform?

Die Problematik dabei ist, dass man ein bestimmtes Fach einmal wöchentlich hat und eine bestimmte Zeit später erst wieder. Dadurch vergisst man viel beziehungsweise muss am Ball bleiben. Dies können die Organisatoren leicht dadurch lösen, dass man auch Dozenten einstellt, die in Mailand ansässig sind. Die Dozenten erst einmal einfliegen zu lassen, ist zum einen ein Nachteil, zum anderen allerdings auch ein Vorteil, denn sie sind mit unserer Situation vertraut. Außerdem kennen sie den Unterrichtsstoff, den Plan und manchmal sogar einige der Studenten und können besser auf die Dinge eingehen.