Q&A
Ein Beitrag von Sharik Barthel, Nico Manstein und Moïse Uwamungu
Autoren: Moïse Uwamungu, Sharik Barthel, Nico Manstein
Das „D“ in Deutschland steht schon seit jeher für die Dichter und Denker. Die Förderung von Kunst und Kultur ist von öffentlichem Interesse, um den Fortbestand kulturellen Erbes und vielfältiger Kunst zu bewahren. Besonders die Freie Theaterszene, die neben den großen Institutionen eine wichtige Säule der deutschen Theaterlandschaft bildet, ist auf diese Unterstützung angewiesen. Doch Kunst und Kultur existieren nicht im luftleeren Raum: Sie benötigen Aufmerksamkeit, Berichterstattung und vor allem finanzielle Unterstützung, um nachhaltig wirken zu können.
Dieses Q&A beleuchtet die Bedeutung, Strukturen und Herausforderungen der Kulturförderung in Deutschland – mit einem besonderen Fokus auf die Freie Theaterszene und ihre spezifischen Rahmenbedingungen:
Was ist die Freie Theaterszene in Deutschland?
Die Freie Theaterszene in Deutschland umfasst das professionelle Theater außerhalb der staatlich subventionierten Stadt-, Staats- und Landesbühnen. Vor allem in den letzten drei Jahrzehnten hat sie sich entwickelt und etabliert. Mittlerweile bildet sie neben den großen Institutionen eine wichtige zweite Stütze der Theaterlandschaft. Kennzeichnend sind projektbezogenes Arbeiten, flexible Strukturen und häufig eine experimentelle künstlerische Ausrichtung. Freischaffende Künstler*innen, die oft eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Schauspiel absolviert haben, prägen das Bild.
Welche Rolle spielt der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK)?
Der BFDK vertritt auf Bundesebene die Interessen der freien Tanz- und Theaterszene. Im Verband sind etwa 27.000 Akteure aus diesem Bereich organisiert, außerdem 16 Landesverbände und sieben weitere Organisationen.
Wie wird die Freie Theaterszene finanziert?
Eine wichtige Fördereinrichtung ist der Fonds Darstellende Künste der Bundeskulturstiftung (FDKB). Der Fonds wird aus Bundesmitteln finanziert und sein Ziel ist es die Vielfalt, Kreativität und Entwicklung der freien Szene in Deutschland zu fördern. Seit 1988 hat der Fonds Darstellende Künste bereits 11 Millionen Euro für 2.400 Projekte deutschlandweit ausgegeben. Allein im Jahr 2011 wurden 785.000 Euro an 79 Projekte vergeben. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die finanzielle Situation der Beteiligten sehr prekär. Die freien Künstler*innen haben ein großes Anliegen: die Einkommensbedingungen innerhalb der Branche müssen verbessert werden. Denn laut Einschätzungen finanzieren rund 75 Prozent der Schauspieler*innen ihren Lebensunterhalt durch theaterferne Nebentätigkeiten.
Wie werden Projekte innerhalb der freien Theaterszene gefördert?
Die Förderung erfolgt meist projektbasiert. Künstler*innen und Kollektive können einmal jährlich Anträge stellen. Die Entscheidung über eine Förderung basiert auf der Qualität des Antrags und wird von unabhängigen Fachjurys getroffen. Neben Einzelprojekten gibt es auch eine dreijährige Konzeptionsförderung, die eine mittelfristige Planungssicherheit bietet. (Information der Hamburger Behörde für Kultur und Medien)
Welche Unterschiede gibt es in der Kulturförderung zwischen institutionellen Theatern und der freien Theaterszene?
Institutionelle Theater, wie Staatstheater oder Privattheater, erhalten meist langfristige Förderungen und sind stärker durch feste Strukturen geprägt. Die Freie Theaterszene wird hingegen primär durch projektbasierte Förderungen unterstützt. (Information der Hamburger Behörde für Kultur und Medien)
Wie ist die Kulturförderung in Deutschland organisiert?
Die Kunst- und Kulturförderung ist nach dem Grundgesetz in Deutschland vordergründig Aufgabe der Bundesländer und Gemeinden. Auf Bundesebene werden wiederum Einrichtungen und Projekte von nationaler Bedeutung gefördert. Die Bundesrepublik erzielt damit den Erhalt kulturellen Erbes. Zur Weiterentwicklung der Kulturszene sahen die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dafür rund 2,3 Milliarden Euro im Haushalt 2024 vor.
Welche Herausforderungen gibt es in der Kulturförderung?
Angesichts knapper Haushaltsmittel wird die Legitimation der Kulturförderung häufig diskutiert. Öffentliche Mittel können in Krisenzeiten reduziert werden, wie zum Beispiel in Berlin, wo im Jahr 2025 allein rund 3 Milliarden Euro eingespart werden sollten. Die Künstler:innen, die die Kulturszene zum Leben erwecken, begegneten dieser Maßnahme mit einem lauten Protest und stießen damit auf Gehör. Der Berliner Senat lockerte die Sparauflagen.
Welche Rolle spielt private Kulturförderung?
Private Förderer, wie der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne, tragen zur Realisierung von Projekten bei, insbesondere von kleineren oder neuen Initiativen. Dies ergänzt die öffentliche Förderung und stärkt die Vielfalt der Kulturlandschaft.
Wie werden Fördermittel für einzelne Theaterprojekte berechnet?
Die Höhe der Förderung richtet sich nach den kalkulierten Antragssummen der Künstler*innen. Faktoren wie Anzahl der Mitwirkenden oder der Innovationsgrad des Projekts können die Förderhöhe beeinflussen. (Information der Hamburger Behörde für Kultur und Medien)