Olympische Spiele

Die Verschiebung von Tokio 2020 – ein olympisches TimeOut

Autoren: Nina Ahlering, Pauline Prey, Fabian Neils

Die Olympischen Spiele – eine Sportveranstaltung mit unvergleichbarem Charakter und jahrelanger Tradition. Alle vier Jahre begeistern Sportlerinnen und Sportler die ganze Welt. In verschiedenen Disziplinen und Sportarten treten sie auf internationaler Bühne gegeneinander an. Für die diesjährigen Olympischen Spiele 2020 in Tokio waren einige neue Sportarten eingeplant. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat das Wettkampfprogramm von 28 auf 33 Sportarten erhöht. Neu dabei sind Baseball/Softball, Skateboarding, Surfen, Sportklettern und Karate. Insgesamt waren dieses Jahr 339 Wettbewerbe geplant (165 für Männer, 156 für Frauen, 12 Mixed, 6 offen). Bedingt durch die neuen Disziplinen und vor allem zu Gunsten der Mixed-Teams wurde das Programm dieses Jahr um 33 Wettkämpfe aufgestockt. Bei den Olympischen Spielen 2016 starteten noch rund 11.200 Sportler. Durch die Erweiterung der Sportarten und Wettkämpfe wäre in Japan eine etwas größere Anzahl erwartet worden. Wie alle vier Jahre durfte sich der Zuschauer also eigentlich auf Olympische Sommerspiele mit Neuheiten freuen – doch nicht dieses Jahr!

Ursprünglich sollten die Olympischen Spiele dieses Jahr vom 24. Juli bis 9. August 2020 stattfinden. Aufgrund der Corona-Krise entschied sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) jedoch zu einer Verschiebung in den Sommer 2021. Dementsprechend wurden auch die dazugehörigen Paralympischen Spiele auf das nächste Jahr verlegt.

Eine notgedrungene Entscheidung, die auch ungeplante Kosten mit sich bringt. Vor der Verschiebung hatte das Organisationskomitee Kosten in Höhe von rund 11,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Der National Audit Board Japans, der unabhängige Prüfungsausschuss für die japanischen Staatsausgaben, hatte diese Summe aber unlängst mehr als doppelt so hoch eingeschätzt. Wie viel die Verschiebung jetzt letztendlich kosten wird, ist offen. Einheimische Experten gehen jedoch von umgerechnet bis zu 6 Milliarden Euro aus.

Auch das erst im letzten Jahr fertiggestellte neue Olympiastadion von Tokio wird dieses Jahr somit nicht zum Einsatz kommen. Nach knapp drei Jahren Bauzeit war das neue japanische Nationalstadion, das auf dem Platz des alten Olympiastadions errichtet wurde, am 15. Dezember 2019 eröffnet worden. Die von Star-Architekt Kongo Kuba entworfene Arena erinnert an die Pagode des 1.300 Jahre alten Horyuii Tempels und ist mit begrünten Decks, Ventilatoren und Nebelmaschinen ausgestattet, um trotz drückender Hitze Athleten und Zuschauern angenehme Bedingungen zu ermöglichen. Die Kosten des Baus lagen bei insgesamt 1,3 Milliarden Euro.

Neben dem neugebauten Olympiastadion waren auch die anderen Sportstätten in unmittelbarer Nähe geplant. Die meisten Sportarten sollten in einem Radius von acht Kilometern um das Olympische Dorf ausgetragen werden. Im sogenannten „Heritage Bereich“ befinden sich unteranderem der Reit-Parcours, die Handball- und Tischtennishalle. Weiter südlich in der Tokyo Bay Zone sind unter anderem das „Tokyo Aquatics Centre“, das „Ariake Gymnastics Centre“ und die Ruder- und Kanu-Strecken beheimatet. Einige Wettbewerbe sollen auch außerhalb Tokios ausgetragen werden. So soll Fußball in Sapporo, Sendai, Kashima, Saitama und Yokohama gespielt werden. Die Golfer treffen sich im Kasumigaseki Country Club in Kawagoe. Basketball soll in der Saitama Super Arena zu sehen sein. Die neue Sportart Baseball soll in Yokohama und Fukushima ausgetragen werden. Gesegelt wird vor Halbinsel Enoshima und die Marathonläufer und Geher sollen in Sapporo um die Medaillen streiten. So war es durchdacht und geplant – stattgefunden hat es bisher nicht.

Selbst der einer der wesentlichen Gründe, aus den Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt anreisen – die Medaille – sollte dieses Jahr innovativ erneuert werden. Der Veranstalter zog erstmals in Erwägung „Recycling-Medaillen“ zu vergeben. Der dafür beauftragte Designer Junichi Kwanishi kreierte sie aus Edelmetall, das aus gespendetem Elektroschrott gewonnen wurde. Die Plaketten zeigen die griechische Siegesgöttin Nike vor dem antiken Panathinaiko-Stadion, dem Olympiastadion der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit von 1896 in Athen. Die Rückseite zieren die Olympischen Ringe.

Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele von Tokio auf das kommende Jahr 2021 haben wir drei Athletinnen und Athleten gefragt, wie sie das olympische „TimeOut.2020“ verkraften, welche Folgen die Verschiebung für sie haben kann. Der Leichtathlet Niklas Kaul, die Hockeyspielerin Kira Horn und der Judoka Igor Wandtke standen offen Rede und Antwort – viel Spaß beim Hören und Lesen!

Niklas Kaul

Zehnkämpfer Niklas Kaul (Foto: Witters)


Was haben Sie gedacht, als Sie erfahren haben, dass die Olympischen Spiele 2020 verschoben werden?

Was hat die Verschiebung für persönliche Konsequenzen? Wie sieht es um die Freistellung vom Beruf aus?

An der Seite eines Spitzsportlers zu leben, ist für den Partner, die Familie und Freunde nicht einfach und häufig auch mit Verzicht verbunden. Wie geht Ihr Umfeld mit einem weiteren Jahr Verzicht um?

Hätten Sie aufgrund der aktuellen Situation von Covid-19 auch an den Olympischen Spielen teilgenommen, wären diese nicht verschoben worden?

Wie hat sich Ihr Trainingsplan in Hinblick auf 2021 verändert?

Haben sie momentan die Möglichkeit zu trainieren?

Wie reagieren Ihre Sponsoren/Unterstützer auf den Verzug?

Haben Sie Bedenken, dass Sie noch ein weiteres Jahr alles auf die Karte-Olympia setzen und dann erfolgt erneut eine Absage?

Kira Horn

Hockey-Spielerin Kira Horn (Foto: Witters)


Was haben Sie gedacht, als Sie erfahren haben, dass die Olympischen Spiele 2020 verschoben werden?

Natürlich war das erstmal ein Schock für uns alle. Wir hatten zu dem Zeitpunkt drei sehr harte Lehrgänge in Argentinien, Südafrika und Spanien hinter uns sowie einen intensiven Athletik-Block und haben uns darauf gefreut, endlich spielen zu können. Vor allem die Spiele in Hamburg wären für mich natürlich ein Highlight gewesen. Es hatte sich aber am Ende schon mehr und mehr angedeutet und war letztendlich ja auch die einzig vernünftige Entscheidung.

Was hat die Verschiebung für persönliche Konsequenzen? Wie sieht es um die Freistellung vom Beruf aus?

Da ich ja erst seit Herbst 2018 bei den Danas dabei bin und es mir sehr viel Spaß macht, stand ein Karriere Ende für mich nie im Raum. Ich arbeite schon die ganze Zeit parallel bei Closed im E-Commerce. Die unterstützen mich da unglaublich toll. Aktuell arbeite ich von zuhause.

An der Seite eines Spitzsportlers zu leben, ist für den Partner, die Familie und Freunde nicht einfach und häufig auch mit Verzicht verbunden. Wie geht Ihr Umfeld mit einem weiteren Jahr Verzicht um?

Da Hockey schon immer einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben hatte und ich ja auch erst seit kurzem ein so hohes Pensum fahre, ist ein weiteres Jahr kein großes Thema. Mein Freund spielt selber Hockey und war eine Zeitlang selbst viel mit dem A-Kader unterwegs.

Hätten Sie aufgrund der aktuellen Situation von Covid-19 auch an den Olympischen Spielen teilgenommen, wären diese nicht verschoben worden?

Ich hätte darauf vertraut, dass die Personen, die die Entscheidungen treffen, beurteilen können, ob es verantwortbar ist oder nicht.

Das Home-Gym von Kira Horn (Foto: privat)
Das Home-Gym von Kira Horn (Foto: privat)

Wie hat sich Ihr Trainingsplan in Hinblick auf 2021 verändert? Haben sie momentan die Möglichkeit zu trainieren?

Als noch nicht klar war, dass Olympia abgesagt wird, hatten wir (der vorläufige Olympia-Kader) eine Sondergenehmigung, um im Olympiastützpunkt zu trainieren. Wir hatten da aber sehr klare Regeln und Zeiten, an die wir uns halten mussten. Außerdem hatten wir Einzeltraining im Stadtpark. Als die Absage kam ist die Sondergenehmigung verfallen. Ich habe mir dann ein kleines Home-Gym aufgebaut (siehe Foto), mittlerweile dürfen wir aber wieder in gleichbleibenden Vierergruppen trainieren (Sprint, Kraft und auch Hockey) – allerdings auch mit klaren Regeln und festen Zeiten.

Wie reagieren Ihre Sponsoren/Unterstützer auf den Verzug?

Alle versuchen, uns so gut es geht zu unterstützen. Beispielsweise bekommen wir weiterhin die Förderung der Sporthilfe sowie vom Team Hamburg.

Igor Wandtke

Judoka Igor Wandtke (Foto: Witters)


Was haben Sie gedacht, als Sie erfahren haben, dass die Olympischen Spiele 2020 verschoben werden?

Was hat die Verschiebung für persönliche Konsequenzen? Wie sieht es um die Freistellung vom Beruf aus?

An der Seite eines Spitzsportlers zu leben, ist für den Partner, die Familie und Freunde nicht einfach und häufig auch mit Verzicht verbunden. Wie geht Ihr Umfeld mit einem weiteren Jahr Verzicht um?

Hätten Sie aufgrund der aktuellen Situation von Covid-19 auch an den Olympischen Spielen teilgenommen, wären diese nicht verschoben worden?

Wie hat sich Ihr Trainingsplan in Hinblick auf 2021 verändert?

Haben sie momentan die Möglichkeit zu trainieren?

Wie reagieren Ihre Sponsoren/Unterstützer auf den Verzug?

Haben Sie Bedenken, dass Sie noch ein weiteres Jahr alles auf die Karte-Olympia setzen und dann erfolgt erneut eine Absage?