Basketball

Viele Fragezeichen für die Towers nach dem Corona-Timeout

Autoren: Zoé Levit, Ole Labes, Johannes Kramer

Die Corona-Pause hat den deutschen Basketball hart getroffen. Die Hamburg Towers können sich zwar über den Klassenerhalt in der Basketball-Bundesliga freuen, haben für die kommende Saison aber viel Arbeit vor sich und befinden sich auf Trainer-Suche.

„Hamburg Towers: 3400 Corona: 0“ – diesen Slogan veröffentlichten die Hamburg Towers am 10. März auf ihrem Twitter-Account. Eindeutig die Aussage, dass sich Hamburgs Basketballteam Nummer eins von der Corona-Epidemie nicht unterkriegen lassen will. Fünf Tage vor dem Heimspiel in der Basketball-Bundesliga gegen Ratiopharm Ulm war man frohen Mutes, die Ränge der 3.400 Zuschauer fassenden edel-optics.de-Arena bis auf den letzten Platz füllen zu können. In der engen Halle im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg sind die Zuschauer oftmals das letzte Zünglein an der Waage, wenn es in die „Crunch-Time“ geht. Elektrisierte Ränge und Hexenkessel-Atmosphäre – so der Plan für die Partie gegen den dreimaligen Vizemeister aus dem Süden Deutschlands.

Ruckartiger Abbruch des Spielbetriebes

Allerdings zerschlug sich dieses Vorhaben prompt. Am 11. März verkündete die Stadt Hamburg, Großveranstaltungen mit über 1000 Personen bis zum 30. April zu untersagen. Somit mussten sich die Beteiligten auf ein Spiel vor leeren Rängen einstellen. Am darauffolgenden Tag unterbrach die easyCreditBBL den Spielbetrieb dann komplett. Drei Tage, die veranschaulichen, wie ruckartig die Corona-Welle den Sport erfasste.

Towers verzichten auf Play-Off-Teilnahme

Nach 46 Tagen des Wartens ertönte am 27. April der Buzzer für den Wiederbeginn der Basketball-Bundesliga. Zehn der 17 Teams sprachen sich für eine Wiederaufnahme des gesamten Spielbetriebs aus. Die Liga entschied sich, diesem Wunsch zu folgen. Die zehn Mannschaften werden in einem Play-Off-Turniermodus die Saison zu Ende spielen. Spielort dafür wird der AudiDome in München sein. Die Hamburg Towers aber zählen nicht dazu.  „Uns ist die Entscheidung nicht leichtgefallen, aber aus wirtschaftlichen Gründen ist eine Teilnahme am Turniermodus keine Option“, erklärte Towers-Chef Marvin Willoughby. Top-Scorer Bogdan Radosavlejevic hätte am Endturnier gerne teilgenommen, zeigt jedoch Verständnis für die Entscheidung: „Ich kann verstehen, dass wirtschaftliche Parameter bei der Wahl entscheidend sind.“ Viel wichtiger für die Hanseaten ist jetzt die Gewissheit, auch in der nächsten Spielzeit erstklassig sein zu dürfen. Durch den Beschluss, die Saison ohne Absteiger zu beenden, ist der Verbleib in der BBL gesichert.

Wirtschaftliche Fragen bei der Kaderplanung

Der Klassenerhalt war für das Team keineswegs garantiert. Die Towers konnten in der gesamten Saison nur drei Partien für sich entscheiden, ganze 17 Mal verließ man das Parkett als Verlierer. Damit will Willoughby aber nicht hadern, der 42-Jährige blickt nach vorn: „Wir fokussieren uns nun auf die kommende Saison und wollen bestmöglich aufgestellt sein.“ Eine der Hauptaufgaben in der langen Sommerpause ist vor allem, das Grundgerüst des aktuellen Kaders beisammenzuhalten. Höchste Priorität dabei ist, die Zusammenarbeit mit Radosavlejevic fortführen zu können. Der Center steuerte durchschnittlich 15,3 Punkte pro Spiel bei und ist von vielen Teams heiß begehrt. „Wir wissen, was wir an Bogdan haben“, erklärt Willoughby, betont aber auch die Corona-bedingten finanziellen Engpässe: „Es müssen erst wirtschaftliche Fragen geklärt werden, bevor wir konkrete Gespräche führen können.“

Unklar, ob und wann Spieler zurückkommen

Generell wird es ein schwieriges Unterfangen, das aktuelle Roster beisammenhalten zu können. In der BBL spielen viele Akteure mit Ein-Jahres-Verträgen, insbesondere die Spieler aus dem Ausland. Beispiele dafür sind die Towers-Akteure Beau Beech und Tevonn Walker, die aus Amerika und Kanada kommen. Beide sind bis auf weiteres zu ihren Familien zurückgekehrt. „Tevonn kam mit einer der letzten Maschinen ins Land rein, das war richtig knapp,“ erzählt Willougby. Ob und wann beide Spieler wieder zurückkommen, ist unklar. Keine Einzelfälle, sondern ein Problem, mit dem sich viele Teams auseinandersetzen müssen.

Trainer Taylor muss gehen, Nachfolger noch nicht in Sicht

Anfang Juni kam es zum großen Knall in Wilhelmsburg – Aufstiegstrainer Mike Taylor muss die Towers verlassen, sein Vertrag wird nach übereinstimmenden Medienberichten nicht verlängert. Der US-Amerikaner war hoch angesehen bei den Spielern und Fans, die Anzahl der Siege jedoch niedrig. Nur drei Siege konnte Taylor mit den Hamburgern in der höchsten Spielklasse feiern, Willoughby fasste die Situation mehrmals nach Abbruch der Saison kurz und knapp zusammen: „Wir sind Letzter gewesen.“ Offenbar zu wenig für den 42-Jährigen Sportchef, der nun ohne Cheftrainer das Endturnier in München verfolgt. Zwar geistern viele Namen durch die Medien, eine feste Lösung ist jedoch noch nicht vorhanden. Taylor und die Towers äußerten sich bisher nicht zur Trennung, die Zusammenarbeit ist jedoch schon sicher beendet.

Unterstützungswelle von den Towers-Anhängern

Auf die Unterstützung ihrer Fans können sich die Towers aber nach wie vor verlassen. In der aktuellen Saison waren alle neun Heimspiele restlos ausverkauft. Trotz des eingestellten Spielbetriebes zeigen sich die Fans treu. Schon Ende April verzichteten 546 von 1000 Dauerkarteninhabern kauf die Rückerstattung ihres Geldes. Zudem verzichteten 20 Prozent der potenziellen Zuschauer auf die Erstattung ihrer Tickets. „Wir bedanken uns bei den Fans und Partnern für den großartigen Support in dieser Saison“, ließ Geschäftsführer Jan Fischer verlauten.

Trotz dieser Zuwendungen werden die Towers nicht unbeschadet durch die Zwangspause gehen. Durch Corona gilt es für die Hamburger, ein Loch von knapp. 300.000 Euro zu stopfen. Schwere Aufgaben für die Verantwortlichen. Ob es gelingt, eine schlagkräftige Mannschaft mit einem neuen Trainer zusammenzustellen, steht noch in den Sternen. Die Hamburger können sich auf jeden Fall auch in der kommenden Saison wieder auf Erstliga-Basketball in ihrer Stadt freuen.