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Warum hat Amerika nur zwei Parteien?

Autor: Vivien Santoro

Dass die USA politisch sehr gespalten ist, dürfte für die meisten von uns keine neue Information sein. Seit 1852 war der Präsident der USA ausnahmslos entweder Demokrat, oder Republikaner. Aber wie ist es zu diesem Duopol der Parteien gekommen?

Als die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1787 verfasst wurde, wurde eine staatliche Ordnung erschaffen in welcher es keine Parteien gab. Die Gründer wollten politische Gruppen aus dem Staatswesen raushalten. Dies konnte aufgrund von bestimmten verfassungsrechtliche Vorgaben (Checks and Balances) durchgesetzt werden. Dies beinhaltete eine Gewaltenteilung, welche durch gegenseitige Kontrolle der verschiedenen Machtinstanzen gesichert wurde. Ganz entgegen dem Willen der Gründe wurde die USA dennoch das erste Land in welchem organisierte Parteien entstanden und die Staatsgewalt durch Wahlen von einer politischen Gruppe zur nächsten weiter gereicht wurde. George Washington, welcher der erste Präsident der Vereinigten Staaten war, sprach sich aktiv gegen politische Parteien aus, da diese seiner Meinung nach zu einer ungesunden Spaltung der politischen Meinungen führen und Korruption zulassen würde. Washingtons Präsidentschaft hielt von 1789 bis 1797 an.

Washingtons füllte sein Kabinett mit Leuten, welche unterschiedliche politische Meinungen hatten, um so ausgereiftere Entscheidungen treffen zu können. Zwei besonders nennenswerte Mitglieder des Kabinetts waren Thomas Jefferson, welcher Außenminister war und Alexander Hamilton, welcher Finanzminister war. Diese beiden kamen anfänglich gut miteinander klar, allerdings bemerkten sie nach und nach wie gegensätzlich ihre politischen Ansichten waren. An ihren Debatten orientiert entwickelte sich später dann die Ideologie der ersten beiden Parteien Amerikas. Die Federalists orientierten sich an Hamilton und die Democratic-Republicans an Jefferson. Allerdings entwickelten diese Parteien sich noch weiter. Die Federalists hielten sich nicht lange und verschwanden im frühen 19. Jahrhundert. 1829 teilten die Democratic Republicans sich auf in die Jacksonian Republicans und die Democrats. Seither herrschten diese beiden Parteien meist mit einer Mehrheit vor. Im Jahr 1833 bildete sich eine neue Partei, dessen Ziel es eigentlich nur war Andrew Jackson den Anführer der Demokraten aus dem weißen Haus zu kriegen. Dabei handelte es sich um die Whig Party. Da diese allerdings keine besonders starke Ideologie hatte, verschwand die Partei wieder. 1854 gewannen die Republicans wieder an Größe, da sie eine Anti-Sklaverei-Kampagne präsentierten. Seither veränderte sich der Inhalt und die Zahl an Unterstützern der Republicans und der Democrats, aber sie blieben immer die beiden vorherrschenden Parteien, welche zur Wahl standen.

Gründe für die Vorherrschaft dieser zwei Parteien sind einmal, dass in Amerika der Wahlkampf nicht staatlich finanziert wird wie es in Deutschland der Fall ist, sondern dies durch Spenden geschieht. Das bedeutet also wenn man als Partei keine finanzielle Unterstützung von außen erhält, müsste man in die eigene Tasche greifen. Es ist also ziemlich schwierig für kleinere Parteien einen Wahlkampf ohne finanzielle Unterstützung zu führen und ihre Kampagne zu präsentieren. Zudem gilt in Amerika bei den Wahlen das relative Mehrheitswahlrecht. Das bedeutet wenn in einem Wahlkreis eine Partei gewinnt, verfallen die anderen Stimmen, welche in der Unterzahl sind automatisch und nur die mit Mehrheit gewählte Partei erhält alle Stimmen. So ein System unterstützt die Bildung zweier, großer Parteien. Kleinere Parteien haben dadurch automatisch schlechtere Chancen gewählt zu werden.

Ein weiterer Aspekt, welcher das Zwei-Parteien-System unterstützt ist das System des Wahlmännerkollegiums, welches bei den Präsidentschaftswahlen angewandt wird. Der amerikanische Präsident wird nur indirekt von den Wählern gewählt, da diese nur Wahlmänner und Wahlfrauen bestimmen, welche wiederum den Präsidenten wählen. Um Präsident zu werden muss man die absolute Mehrheit dieser Stimmen bekommen. Insgesamt gibt es 538 Wahlpersonen in den USA. Nun ist es aber so, dass der mit Mehrheit gewählte Kandidat alle Stimmen des jeweiligen Staates zugesprochen bekommt. Der Rest verfällt wieder. Also genau wie das Mehrheitswahlrecht ist das Prinzip des Wahlmännerkollegiums fördernd für das Zwei-Parteien-System. So haben kleine Parteien eine sehr geringe Chance genügend Stimmen zu bekommen und jemals eine Mehrheit zu erhalten. Duvergers Gesetz bestätigt dies. Denn Wähler, welche dem Prinzip des Mehrheitswahlsystems ausgeliefert sind wählen selten den Kandidaten, welchen sie favorisieren, sondern den Kandidaten der ihrer Meinung nach am ehesten die Chance hat zu gewinnen. Also wählen sie lieber das kleinere Übel, anstelle dass ihre Stimme mit der kleinen Partei absolut keine Gewichtung hat.

Es ist also nicht so, dass die USA nur zwei Parteien hat, sondern dass die kleineren Parteien weniger Unterstützung erhalten, da sie durch das System benachteiligt sind.