Story

Was sagt denn eigentlich China dazu?

Autor: Jessica Reichardt

Ein Jeder hat es mitbekommen: Joe Biden ist der 46. gewählte Präsident für die Vereinigten Staaten von Amerika und beginnt seine Amtsperiode offiziell am 20.01.2021. Bis dahin herrscht noch viel Trubel im Weißen Haus und nicht gerade weniger empörtes Toben seitens Trumps.

Die Welt hat aufgeatmet. In vielen Regionen und ferner Orts-Ecken hat man das Ende einer langen (fast schon zu langen) Amtsherrschaft von Donald Trump sehnlichst herbeigewünscht. In einigen Ländern mehr wie in anderen und in manchen Fällen auch eher früher, wie später. Doch wie steht es um China? Immerhin hatten diese einen eher persönlichen Streit mit Trump in den vergangenen Jahren, besonders wenn es um das liebe Geld geht. Man müsste meinen vor allem die Chinesen würden lautstark applaudieren und sich auf eine Neuverhandlung zum Huawei-Bann, beispielsweise, freuen.In Realität sieht das chinesische Volk und die Berichtserstattung mitsamt den Medien eher argwöhnisch auf die Präsidentenwahl und bezeichnet den Wahlkampf ohne falsche Scheu als skeptisch und kostenintensiv. Ein Punkt bei dem sich viele andere Länder anschließen würden. Nichtsdestotrotz kommt eine kleine Ansprache vom chinesischen Sprecher des Außenministeriums, Wang Webin, dass China hofft mit dem neuen Präsidenten würden sich wieder alte Wege auftun und es zu einer Einigung bezüglich der internationalen Geschäfte zwischen den USA und China kommen könnte. Man wünsche sich, dass die neue Administration in den Vereinigten Staaten es genauso zum Ziel hat sich gegenseitig Respekt zu zollen und nicht sich in den Geschäften des jeweils anderen einzumischen wünscht – auf internationaler Ebene natürlich.Eine gewagte, aber zielgerichtete Ansprache mit einer deutlichen Botschaft an Biden. Ob diese auch ankommt und die Wogen geglättet werden können zwischen den beiden Weltmachten ist wiederum etwas, dass sich nur mit der Zeit zeigt.

Ähnlich wie Webin, kommt auch Außenminister Le Yucheng zu Worte bezüglich des Wahlkampfes:

„I hope this election will proceed smoothly. China’s attitude towards Sino-US relations is clear and consistent. Although there are differences between China and the United States, there are also extensive common interests and room for cooperation.” (Ich hoffe diese Wahlen werden ohne Probleme voranschreiten. Chinas Einstellung gegenüber der Sino-US Beziehung ist klar und konsistent. Selbst wenn es Unterschiede zwischen China und den Vereinigten Staaten gibt, sind da genauso extensive, gemeinsame Interessen und Raum für Kooperation."

 Generell wurde in diesem Jahr trotz dessen eher -vergleichsweise zu den letzten Malen- zu wenig zu den Wahlen berichtet, beziehungsweise haben sie es nicht überall auf die Titelseite geschafft. Den Medien wurde viel mehr von der Regierung ans Herz gelegen über die Wahlen eher „neutral“, „angemessen“ und „ruhig“ zu berichten. Die Zahlen der Artikel sollten auch nicht zu hochsteigen, so wenig live-Berichterstattung über die Echtzeit-Zahlen wie nur möglich und auf die Wortwahl solle geachtet werden. Der Regierung war es besonders wichtig, dass die Artikel sich nicht lesen würden, als hätten sie diese selbst geschrieben oder, dass den Medien Wörter in den Mund gelegt worden wären.

Viele Artikel-Entwürfe wurden zurückgewiesen, wenn sie zu positiv über die Wahlen gesprochen haben oder gar das Gefühl vermittelten, die chinesische Regierung würde den Konkurrenzkampf um den Präsidententitel unterstützen. Jegliche Form von Einmischung in den Wahlen oder die Aussage dessen wurde von den Medien unterbunden. Nicht nur Zeitungen waren betroffen von der Überwachung durch den Staat, auch Apps und Anwendungen wie Weibo (ein Twitter-ähnlicher Social-Media-Dienst) wurden jegliche Posts zu Live-Updates bei den Wahlen untersagt und gelöscht. Selbst bei privaten Usern.Die wenigen offiziellen Nachrichten und Artikel hielten jedoch nicht alle Bürger davon ab sich eine Meinung zu bilden oder auf anderen Wegen die US-Wahlen zu verfolgen. Nicht wenige chinesische Staatsbürger sehen den Konkurrenzkampf als eine Art Scherz oder Wetten-Bude und eine dominante Meinung ist, dass das Stimmrecht in den USA nicht viel wert ist oder etwas ändern wird. In China sieht man das amerikanische System eher als ineffektiv und chaotisch an. Die US-Staatsbürger müssen immer alles verkomplizieren und es unmöglich machen Dinge zu lösen. So sagt es zumindest anonym ein Student aus Beijing, welcher lieber nicht seinen Namen veröffentlicht haben möchte.

Festzuhalten ist also, dass offiziell China sich über Bidens Gewinn „freut“ und auf eine gute Zusammenarbeit hofft – im Land selbst wird jedoch weder der Präsident noch das amerikanische System allzu sehr ernst genommen. Es würde zumindest erklären warum sich Wang Webin, als Sprecher des Außenministeriums, ein Fernhalten in den chinesischen Geschäften seitens der USA wünscht.Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis zwischen den USA und China in den kommenden Jahren unter Bidens Führung entwickelt.